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Garten-Kalender.

[Ξ] PaObstgarten. Vor allen Dingen muß noch das Propfen und Oculiren vollendet werden. Die vom Frost beschädigten Bäume müssen sorgfältig gewartet werden. Findet man Krebs, Brand, die Rinde, so muß man alle zweckdienlichen Mittel dagegen anwenden. Die im vorigen Jahre auf’s schlafende Auge oculirten Stämme werden, sobald sie ein wenig getrieben haben, über den Augen abgeschnitten.

PaGemüsegarten. Von Pastinaken, Mohrrüben, Petersilie, Hafer- und Zichorienwurzeln und Zipollen wird die Hauptsaat gemacht; desgleichen von Thymian, Steckrüben, Mairüben, rothen Rüben, Porree, Kresse; gegen Ende dieses Monats kann nun die Hauptaussaat für den Herbst- u. Wintergebrauch auch gemacht und Erbsen, die schon aufgelaufen sind, behackt und gestiefelt werden. Mit der Hauptsaat der Kartoffeln beginne man. Verpflanzt werden: Kopfsalat, Sommer-Endivien, Kohlpflanzen.

PaBlumengarten. Bei Aurikeln und Nelken werden die verdorbenen gelben, rostigen Blätter abgesondert und abgeschnitten. Jetzt ist es Zeit, Stecklinge von Rosmarin, Goldlack etc. in eine gute schattige Erde zu pflanzen.




     – Vorsichtige Frage. A: „Ach Sie waren auch in Gelbenberg, da haben Sie gewiß auch meinen Vater gekannt, den Zimmermeister Schmiedecke?“ – B.: „Ich bin schon seit 10 Jahren nicht mehr da, aber den Zimmermeister Schmiedecke habe ich gekannt. Er hatte zwei Söhne, der eine wurde Förster und der andere war lüderlich. Der Förster sind Sie wohl nicht?“

     – In der Kaserne. Feldwebel (nach Erläuterung der Honneurs): „Huber, was würdest Du thun, wenn Du am Hause des Oberst vorbeigingst und er sähe heraus?“ – Huber: „Herr Feldwebel, ich – ich würde gar nicht hinaufschauen!“




     Weihnachtsmorgen! Philipp Jansen und seine Frau haben sich eben vom Kaffeetisch erhoben und während sie fortgeht, um für die Kirche Toilette zu machen, schaut er zum Fenster hinaus ins Freie, wo während der Nacht alles mit einer dichten Schneedecke überzogen worden ist. Auf dem Fensterbrett sitzen ein paar Meisen und picken zwitschernd die Krumen auf, die ihnen Frau Anni vorsorglich ausgestreut hat. In der festtäglichen Ruhe, die draußen herrscht, tönt feierlich das Glockengeläute der nahen Kirche – echte Weihnachtsstiminung.

     Auch Philipp Jansen war in fröhlicher Festesstimmung. Er hatte sich allmählich gewöhnt an den unerwarteten Glückswechsel und es war ihm klar geworden, daß es auch für einen Menschen, der mit Wenigem auszukommen gewöhnt ist, sehr schätzenswerth sein kann, wenn sein Einkommen sich auf einmal mehr als verdoppelt. Doch höher als der materielle Gewinn stand ihm immer noch das Bewußtsein, daß treue Pflichterfüllung ihm diese Anerkennung verschafft hatte, der er sich gewiß alle Zeit würdig zeigen wollte.

     Während er so in Gedanken versunken aus dem Fenster schaute, sah er plötzlich einen Wagen vorfahren und war im höchsten Grade überrascht, als er zunächst seine beiden Chefs, dann Herrn Holdheim und schließlich einen ihm unbekannten Mann aussteigen sah. Was in aller Welt mochten dieselben am Weihnachtsmorgen zu so früher Stunde bei ihm wollen? Doch er hatte nicht lange Zeit, darüber nachzudenken, sondern mußte gehen und die Herrn empfangen.

     „Sie sind jedenfalls sehr überrascht, lieber Jansen, uns zu dieser Stunde bei Ihnen zu sehen,“ begann Herr Eisfeld, nachdem er den bisherigen Buchhalter begrüßt hatte. Sie werden die Veranlassung gleich erfahren, sie ist leider sehr unerfreulicher Natur. Dies ist Herr Polizeiinspektor Werner,“ fuhr er fort, indem er den Fremden vorstellte, der den über die Maßen erstaunten und verwirrten Jansen scharf beobachtete. Als der Besuch in Jansen’s Zimmer Platz genommen hatte, begann Herr Eisfeld wieder.

     „Das Weihnachtsfest hat uns leider eine sehr unangenehme Überraschung gebracht. Aus unserem Kassenschrank wurde uns eine größere Summe entwendet.“

     „Mein Gott, wie ist das möglich?" fiel Jansen erschreckt ein.

     „Es war leider sehr leicht möglich, da Herr Holdheim die große Unvorsichtigkeit begangen hatte, den Schrank vor dem Verlassen des Kontors nicht zu verschließen.“

     „Aber welch ein seltsamer Zufall, daß gerade gestern Jemand den Gedanken gehabt hat, bei uns einzubrechen,“ sagte Jansen. „Es konnte doch Niemand von diesem Umstande Kenntniß haben.“

     „Sehr seltsam, allerdings!“ meinte Herr Eisfeld. „Sie werden sich aber noch mehr wundern, wenn Sie hören, daß überhaupt kein Einbruch begangen ist; es fehlen alle Spuren eines solchen. Der Dieb müßte sich schon durch eine Thürritze Eingang in das Kontor verschafft haben, denn die Thüren waren alle wohl verschlossen.“

     „Aber mein Gott, wer soll den Diebstahl denn begangen