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Garten-Kalender.

[Ξ] Obstgarten. Größere Bäume mit den gefrorenen und deshalb vor dem Froste rund um die Wurzel aufzugrabenden Erdballen zu versetzen. – Baumpfähle zu richten und unten, soweit sie in die Erde kommen, abbrennen. – Raupennester von den Bäumen fleißig absuchen und außerhalb des Gartens verbrennen. – Man schneide bei schöner, windstiller Witterung die Zweige der Bäume, die allzu dicht stehen, weg, wodurch das Obst künftig an Größe und Geschmack sehr verbessert wird.

Gemüsegarten. Gegen zunehmende Kälte schütze man Artischoken, Sellerie und dergleichen mit leichtem Dünger oder Laub. – Wenn der Spargelsamen nicht vor Winter in den Herbstmonaten gelegt worden, so ist es jetzt die höchste Zeit dazu.

Blumengarten. Man kann Aurikeln und Primeln in Kästen und auf fein gehacktes Moos säen, die Töpfe mit Blumenzwiebeln zum Treiben in ein sonniges Zimmer nahe an’s Fenster stellen.




Deutschland.
Von Hans Bethge.

Vor dir, o Deutschland sinke ich in die Knie!
O Heldentage von strahlender Herrlichkeit!
Deutscher Mut, deutsches Lachen und deutscher Zorn,
Flammen wie zuckende Blitze übers Land!
Feinde in Riesenscharen bedrängen uns;
Sie ballen sich zusammen, – Feiglinge!
Allein wagt keiner uns anzutasten.
Sie ballen sich,
Ekle Neider unserer schönen Kraft.
Barbaren im Osten und westlich der alte Feind,
Brutale Briten und rohe belgische Schergen, –
Ist seine Scham denn in diesen Völkern mehr?
Fühlen sie nicht die Schmach ihres Angriffs?
Du aber, Deutschland, zuckt mit der Wimper kaum!
Du reckt dich ein wenig höher und lächelst nur!
Dann ziehst du los mit klaren Augen,
Und mit der Ruhe des Siegesbewußten!
Vor dir, o Deutschland, sinke ich in die Knie!
Niemals, so lang wir leben, vergessen wir
Die Ruhe und Klarheit deines Mutes
Und das himmlische Licht in deinen Augen!
Wir stehen da, gewappnet und heiß vor Zorn.
Fallen wir, – nie fiel ein Volk herrlicher!
Siegen wir, – nie siegte ein Volk herrlicher!
Vor dir, o Deutschland, sinke ich in die Knie!




Krieg, Volk und Gott.
Von Lulu von Strauß und Torney.

     In Ost und West jenseits unserer Grenzen brüllt der Kanonenzorn tagelanger Völkerschlachten. Aber in diesen Grenzen, über die das Echo der Kanonen hereinschlägt, liegt die deutsche Erde herbstlich ruhevoll im fahlen Gelb ihrer abgeernteten Stoppelfelder und wartet. Wir haben jetzt Zeit zwischen den Schlachten von gestern und morgen, wir Daheimgebliebenen. Zeit zur Rückschau, zur Umschau, Zeit zum Besinnen. Und das ist gut.

     Was wir in diesen Wochen erleben durften, ist Unvergeßliches, sowohl für das Leben der Völker wie des einzelnen. Wir haben uns mitreißen lassen von dem Sturm, dem großen Erwecker, der unser Deutschland durchbrauste und seine schlafende Seele wachrief zur Tat. Wir haben uns tragen lassen von starkem Wellenschlag, unter Zorn und heißestem Schmerz, doch in tiefster Seele durchdauert vom Glück des Einsseins mit den Tausenden, den Millionen um uns herum. Wir haben nach Tagen bangen, horchenden Wartens die Siegesglocken wieder und wieder läuten hören, und die alten heiligen deutschen Lieder, die schon Geschlechter vor uns sangen, haben uns neuen, heiß lebendigen Klang bekommen, seit wir selbst sie auf offenem Markt, aus glühendem Herzen zum Himmel heraufsangen.

     Dieser stürmische Hochgang der Volkserregung ist heute gebändigt zu dem gewaltigen und doch ruhigen Strom deutschen Willens, der über die Sperrforts im Westen ebenso unwiderstehlich dahinflutet, wie er die russischen Hunderttausende im Osten vom geschändeten Heimatboden weggefegt. Du und ich und wir alle sind jetzt nichts als Welle in diesem Strom, wollen nichts anderes sein. Daß die Kraft, die uns mitreißt, ihr Ziel kennt, zum Ziel tragen wird und muß, das spürt jeder von uns in der eigenen Seele. Und es ist tiefstes heiliges Glück, nur Welle im Strom zu sein.

     Aber wir wissen, einmal – in einer Zukunft, um die wir heute mit einer waffenklirrenden Welt von Feinden ringen, wird der Tag kommen, an dem die aufgewühlten Wasser sich verlaufen, der große Strom in sein ruhiges Bett zurückkehrt. Was dann auftaucht, wird eine andere, neue Welt sein. Wir werden umlernen müssen, um in ihr weiterzuleben. Und wir spüren es mit jedem Atemzug und jedem Herzschlag unseres jetzt hochgespannten Lebens, daß wir schon mitten in diesem großen Umlernen stehen.

     Es ist eine gewichtige und ernste Kulturaufgabe, die uns da bevorsteht, und gewiß keine leichte. Ein Sturm, wie wir ihn erleben, kommt nicht nur als Erwecker, sondern auch als Zerstörer; und es ist nicht allein das Morsche und Untergangswerte, das er umstürzt und wegfegt, sondern auch edelster, geistiger Besitz. Der Glaube an Versittlichung der Völker durch jahrtausendelange Kultur fällt zusammen wie ein Kartenhaus, den belgischen Greueln gegenüber – Völkerrecht ward zu Piratenwillkür, mit Weltfriedensidealen lockt man heute keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Unsere innere Welt ist ebenso von einem Erdbeben erschüttert und vernichtet wie die äußere von einem Ende Europas bis zum anderen. Wir müssen sie wieder aufbauen. Wir müssen uns neu orientieren.

     Zu gesammelter geistiger Arbeit ist freilich heute noch nicht die Zeit, das wird die große Aufgabe der Zukunft und des


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1915. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1915, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1915_004.png&oldid=- (Version vom 21.5.2019)