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b. Herzog Heinrich der Jüngere

von Braunschweig,

der Gründer des Oberharzer Bergbaues.
Von H. Morich-Clausthal.


     Vor etwa 400 Jahren kam im Braunschweigischen Lande ein Fürst zur Regierung, über den die Geschichtsschreiber recht ungünstig urteilen. Es war Herzog Heinrich der Jüngere, der seinem bei der Belagerung von Leerort in Ostfriesland tötlich verwundeten Vater, Heinrich dem Älteren, im Jahre 1514 in der Regierung folgte. Dieser Allerweltsfeind, der mit Ständen und Städten beständig im Kampfe lag, übermächtigen Feinden unklug trotzte und dadurch großes Unglück über sein Land heraufbeschwor, ist für den Oberharz ein wohltätiger Bergfürst und ein sorgsamer Bergherr geworden, dessen Andenken hier stets in Ehren gehalten werden wird. Die Beweggründe dieser väterlichen Fürsorge war seine Liebe zum Bergbau, den er im Oberharz nicht nur zu neuem Leben

erweckt, sondern auch zu hoher Blüte gebracht hat.

Schon seine tätige Großmutter, Herzogin Elisabeth von Braunschweig, die nach dem Tode ihres Gemahls, des Herzogs Wilhelms des Jüngeren, im Jahre 1503 ihren Wohnsitz nach der Stauffenburg bei Gittelde verlegte, nahm sich des bereits wieder aufgenommenen Eisensteinsbergbaues am Iberge bei Grund mit großem Eifer an. Sie ließ außerdem aus ihrer Heimat Stolberg und Ellrich Eisen- und Stahlschmiede kommen, die aus dem Eisenstein gewöhnlichen Stahl herzustellen verstanden. Das Eisenerz zeigte sich sehr brauchbar; in Grund und in dem mit besserer Wasserkraft versehenen Gittelde wurden Rennfeuer. Stabeisen- und Blechhämmer errichtet, und auf der Teichhütte bei Gittelde hatte man damals schon einen Hochofen, in welchem der Iberger Eijenstein verschmolzen wurde.[1] In Grund werden zu jener Zeit folgende Hütten namentlich aufgeführt, die sich vom Iberge ab im Tale hinunterzogen: Der Schwickertshof, die Streithütte, die Schrammhütte, der Glückshof, die Krumme Hütte, die Laubhütte, die Ober- und Unterhütte, das Blaue Wunder, die Blechhütte und der Blechhammer. Zum Vertrieb der Eisenwaren richtete die Herzogin in Gittelde eine Faktorei, eine Niederlage und Verkaufsstelle ein, die von dem Kanzler Spiegelberg verwaltet wurden. Letzteren nannte man den Eisenkanzler und die Faktorei die Eisenkanzlei.

     Nach dem Tode der Herzogin Elisabeth ging das Amt Stauffenburg mit Gittelde und Grund im Jahre 1521 an den Herzog Heinrich über, der das Werk seiner Großmutter mit gleichem Interesse fortführte. Neben der Verwertung der Eisenerze richtete er sein Augenmerk auch aus den Silbererzbergbau, den er zu neuem Leben erweckte, und so ist er als der eigentliche Begründer des Oberharzer Bergwesens und der


  1. Der Hochofenbetrieb gelangte im Harz erst in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts zur Einführung. Vorher stellte man in sogen. Rennherden oder Zerrenherden schmiedbares Eisen mittels Holzkohlenfeuerung her.