Seite:Harz-Berg-Kalender 1927 066.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.


Herbstgang.
Stephan Zweig.

Traumstill die Welt. Nur ab und zu ein heis’rer Schrei
Von Raben, die verflatternd über Stoppeln streichen.
Der düstere Himmel drückt wie mattes, schweres Blei
Ins graue Land. Und facht, mit leisen sammetweichen
Schleichschritten geht der Herbst durch Grau und Einerlei.

In worteschweres Schweigen wandre ich hinein,
Der unbefriedigt von dem Sommerglanz geschieden.
Die letzten lauten Wünsche schlummern langsam ein.
Mir wird der Herbst so nah. Ich fühle seinen Frieden.
Mein Herz wird reich und groß im stillen Einsamsein.

Die Schwermut, die die dunklen Dörfer überweht,
Hat meiner Seele viel von ihrem Glück gegeben,
Mein Abendgang wird segensfromm wie ein Gebet,
Und glockenrein und abendmild scheint mir mein Leben,
Seit es des Herbstes düstres Bruderwort versteht.

Nun will ich ruhen wie das müde dunkle Land...
Tiefselig zieht mein Träumerschritt in leise Stunden,
Und sanfter fühle ich der Sehnsucht heiße Hand...
Mir ist, als hätt ich einen treuen Freund gefunden,
Der mir oft nahe war und den ich nie gekannt...




Eine Pfingstfahrt nach Danzig und Marienburg.


     ...