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Wohnhäuser nieder, darunter das Amthaus, das Rathaus, die Münze, die Predigerhäuser und das Physikathaus. Wie durch ein Wunder blieb die Marktkirche erhalten, obgleich sie aufs äußerste gefährdet war. Mit eigener Lebensgefahr löschten zwei Brüder Ey, die am Glockenturm schon emporzüngelnden Flammen und retteten so die Kirche vor dem Verderben. Es blieben bei diesem Brande nur noch 462 Wohnhäuser stehen.

     Der Wiederaufbau der Stadt wurde mit aler Tatkraft in Angriff genommen, so daß 1726 schon die Münze, bald darauf das Rathaus und 1730 das Amthaus wieder bezogen werden konnten. Aber noch lange litten die Bewohner unter dem großen Schaden, den dieser Riesenbrand angerichtet hatte. Um solche klägliche Stadtverwüstung für die Folge abzuwenden, erließ König Georg II., der 1729 Clausthal besucht hatte, am 7. Mai 1760 eine „verbesserte Feuerordnung“ die in 118 Paragraphen in einer für die damalige Zeit vorbildlichen Weise alles, was für die Verhütung und Löschung von Bränden von Nutzen sein konnte, verordnete.

     Unter der Geltung der neuen Feuerordnung blieb Clausthal lange von größeren Bränden verschont. Erst nach Beginn des neuen Jahrhunderts stellten sich solche wieder ein. So wurden durch Feuer zerstört 1805 am Zellbach 8 Häuser, 1818 daselbst 29 Häuser, 1820 an der Sorge 12 Häuser, 1822 daselbst 28 Häuser, 1823 an der Silberstraße 17 Häuser, 1833 an der Buntenböckerstraße 9 Häuser und 1842 an der Osteröderstraße 7 Häuser. Klingen diese Angaben schlimm genug, so treten sie aber doch an Bedeutung völlig zurück gegenüber dem großen Brande am 15. September 1844, dem 213 Wohnhäuser zum Opfer fielen.

     Das Feuer entstand abends 11½ Uhr im Stalle des Kaufmanns Hecht an der Kollstraße und verbreitete sich bei heftigem Südwestwinde so unglaublich schnell, daß in kurzer Zeit die Koll- und Schulstraße, die Bergstraße, der Kronenplatz, der obere Teil der Goslarschen Straße und der Zellbach bis zum Bäcker Dellwigschen Hause in Flammen standen. Bis morgens 6 Uhr Tagen 213 Wohnhäuser und 235 Hintergebäude in Schutt und Asche, darunter die Apotheke und das Physikathaus, die Höhere Töchterschule und die Generalsuperintendentur, das Gymnasium und die Bürgerschule, die Gottesackerkirche und die Hospitäler. Das Feuer hatte diesmal den alten Stadtteil vernichtet, der bei dem großen Brande von 1725 verschont geblieben war Drei Personen, die ihre Habe zu retten versuchten, kamen in den Flammen um, nämlich die Lehrerin Amalie Klingsöhr, die Frau des Bergmanns Ruhstein und der Bergmann Peschau.

     Nach 10 Jahren brach am 18. April 1854, dem 3. Ostertage, ein neuer Brand aus, bei dem an der Osteröder Straße und Sägemüllerstraße 101 Wohnhäuser mit 114 Nebengebäuden eingeäschert wurden. Viele Häuser konnten damals nicht wieder aufgebaut wereden. Die letzten größeren Brände in Clausthal waren am 6. Juli 1874, als das städtische Brauhaus und 4 Nachbargebäude an der Sägemüllerstraße in Flammen standen, und am 26. August 1883, da 10 Wohnhäuser an der Buntenböckerstraße in Schutt und Asche sanken. Noch einmal kam am 29. Dezember 1924 an der Goslarschen Straße ein Feuer auf, dem 5 Wohnhäuser zum Opfer fielen.

     Über die Brände in Zellerfeld stammt die älteste Nachricht aus dem Jahre 1626, wo am 23. März, wenige Tage nach der Erstürmung der Stadt durch Tilly, infolge von Unachtsamkeit des Kriegsvolkes 43 Wohnhäuser niederbrannten. Die folgende Feuersbrunst am 12. Mai 1671 zerstörte 16 Häuser. Aber es war erst das Vorspiel, denn schon im Jahre darauf ereignete sich am 18. Oktober 1672 das größte Brandunglück, das der Oberharz je gesehen hat, und das auch das Clausthaler Unglück von 1725 an Bedeutung noch übertroffen hat. In 4 Stunden wurden damals von 563 Wohnhäusern 465 in Schutt und Asche gelegt.

     Das Feuer kam des Nachts um 1 Uhr im Hause des Predigers Georg Walter auf und vernichtete mit rasender Schnelligkeit fast die ganze Stadt; nur 98 kleine Häuschen blieben an den Ausgängen der Stadt stehen. An öffentlichen Gebäuden gingen dabei verloren die St. Salvatoriskirche, die Obere Kirche, das Juliusstift genannt, die Pfarrhäuser, drei Schulgebäude, das Rathaus, das Amtshaus, das Zehnthaus und die Münze. Das Brandunglück wurde dadurch verschärft, daß eine Seuche ausbrach, der die durch Hunger und Kummer geschwächten Leute wenig Widerstand entgegen zu setzen vermochten. Auf Vorschlag des Clausthaler Bergarztes Dr. Ramlow wurden die Kranken besonders gut verpflegt, von den Gesunden abgesondert und teilweise in einem zu diesem Zwecke auf Kosten der Knappschaft und Kämmerei bei dem Spittel angebauten Hause untergebracht.

     Der unglückliche Prediger Walter, der den Brand verschuldet haben sollte, begab sich in seiner Not nach Braunschweig zum Herzog Rudolf August, der den Fall untersuchen ließ und dem Walter nach Feststellung seiner Unschuld ein Schreiben an den Berghauptmann von Heimburg mitgab, worin dieser beauftragt wurde, Walter wieder in sein Amt einzusetzen und darin zu schützen. Dies geschah, und Walter ist dann 1676 noch Superintendent in Zellerfeld geworden.

     Der Wiederaufbau der Stadt konnte mit Hilfe der bedeutenden Unterstützungen, welche Städte und Fürsten, selbst das Ausland beisteuerten, schon bald in Angriff genommen werden. Man stellte ohne Rücksicht auf die alten Straßen einen völlig neuen Bauplan auf, der eine weiträumige Anlage der Stadt mit breiten, geraden und rechtwinklig zueinander

Anmerkungen (Wikisource)