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Beide.
Auch in Hymens Rosenbanden
Herrsche Liebe nur allein,

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Bis die letzten Tage schwanden,

Soll sie uns’re Losung seyn.


Nr. 5. Recitativ.


Isolde.
Weh’ mir! denn dies Gefühl ist nur Betrug.
Mein Herz schlägt nicht mehr seiner Liebe.
Seit dieser Nacht trifft mich der Hölle Fluch!

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Es nährt die Brust verbot’ne Triebe.

Bald flüstert es, – bald ruft es laut:
Du, du, du bist der Hölle Braut.

Arie.
Es fliegt die Brust, es pocht das Herz –
Es irrt das Aug’ in öden Räumen.

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Wer fühlet meinen tiefen Schmerz?

Wer rettet mich von diesen Träumen?
Der Freude Harmonieen schweigen,
Der Jugend Frohsinn ist dahin.
Wie Klage klingt der Hochzeitreigen,

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Der Brautkranz wird zum Rosmarin.

Ach, die Zeiten sind verschwunden,
Wo ich froh und glücklich war.
Heiter flohen mir die Stunden,
Freundlich winkte der Altar.

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Und der Liebe süsses Spiel

War der Wünsche reines Ziel.
Da erscheint ein finst’rer Geist,
Der mich in den Abgrund reißt. –
Es fliegt die Brust, es pocht das Herz,

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Es irrt das Aug’ in öden Räumen,

Wer fühlet meinen tiefen Schmerz,

Empfohlene Zitierweise:
Cäsar Max Heigel: Der Vampyr, romantische Oper in drei Akten. München: Franz Seraph Hübschmann, 1828, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heigel_%26_Lindpaintner_%E2%80%93_Der_Vampyr_%E2%80%93_12.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)