Seite:Hermes 9 324.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

ein sehr annehmbarer Frieden, den die Lakedaimonier vermittelten. Athen gab Nisaia zurück, Megara verzichtete dafür auf Salamis. Es ist aber an sich eine Unmöglichkeit, dass die Dorer eine ionische Bevölkerung in der Megaris fanden: hätte sich die es gefallen lassen, dass die Dorer sie Δωριέας ἀντὶ Ἰώνων ἐποίησαν (Strabon)? sind Ioner denkbar die ἔθη καὶ φωνὴν μεταβαλόντες Δωριεῖς ἀντὶ Ἰώνων ἐγένοντο (Pausanias)? Man vergleiche z. Β. Sikyon. Von einem Gegensatze der Stämme innerhalb der Megaris ist bei all den unaufhörlichen Parteikämpfen nie die Rede. Da ist es denn artig, wie vorsichtig ein anderes Glied des perikleischen Kreises, Herodotos V 76 eine Combination wagt, die in die angebliche Geschichte Zusammenhang bringen soll. Er zählt die Einfälle der Dorer in Attica auf πρῶτον μὲν ὅτε καὶ Μέγαρα κατοίκισαν. οὗτος ὁ στόλος ἐπὶ Κόδρου βασιλεύοντος ὀρθῶς ἂν καλέοιτο. Das ist die attische Ueberlieferung: ihr ist man gefolgt; es existirt aber auch eine megarische, die doch wohl die nämliche Berücksichtigung verdient. Sie kennt keine ionische Vorzeit[1]. Sie lässt, bevor die Dorer das Land in Besitz nehmen, das Volk karisch-lelegisch sein[2], die Fürsten theils den Aiakiden

  1. Man kann nicht dagegen anführen, dass Pausanias I 41, 6 ein Grab des Pandion erwähnt. Denn einmal ist eine Accommodation an die längst landläufige attische Tradition in so später Zeit wohl denkbar, andererseits steht Pandion selbst in der attischen Königsreihe ganz vereinzelt, wie das sehr treffend Wachsmuth Athen 451 bezeichnet. Gewiss bemerkt dieser ferner mit Recht, dass Pandion eigentlich nur in Verbindung mit den Thrakern vorkomme. Auch sein Sohn Oineus gehört an den Kithairon, von dem Weinbau und Dionysosdienst nach Athen gekommen ist, allein es ist doch etwas prekär, nun Pandion zum Repräsentanten der thrakischen Ansiedelung in Athen zu machen: seine Beziehungen zu den Thrakern sind ohne Ausnahme feindlich. Ueberhaupt dürften sich die Thraker in Athen doch wohl verflüchtigen, denn der obscure Musencult am Museion kann doch keinen nationalen Gegensatz gegen die sicher ionischen Verehrer der ilisischen Musen bilden; Limnai aber liegt so dicht zwischen der pelasgischen Ge und dem ionischen Pythion, dass es an sich kaum selbständig gedacht werden kann; und zudem ist der dort verehrte Dionysos, der von Eleutherai, nicht durch Wanderung, sondern durch Eroberung nach Athen gebracht. Die mythologische Logik, die von dem Ἐλευθερεύς Ἐλευθεραί ableitet, wundert man sich in einem so von jeder Phantasterei und Spielerei freien und darum so überaus wohlthuendem Buche, wie dem Wachsmuthischen, gebilligt zu finden. Es sei noch bemerkt, dass eben in Megara auf eine thrakische Niederlassung geschlossen werden darf Pausan. I 41, 8.
  2. Pausan. I 40 ff. Ovid Metam. VIII 4. Haupt Monatsber. 1858, 667.
Empfohlene Zitierweise:
diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 9 (1875). , 1875, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_9_324.png&oldid=- (Version vom 25.2.2024)