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οὐδ’ εἰ Κλέων γ’ ἔλαμψε τῆς τύχης χάριν
αὖθις τὸν αὐτὸν ἄνδρα μυττωτεύσομεν.
ἀλλ’ ἐστὶν ἡμῖν λογίδιόν τι νοῦν ἔχον
ὑμῶν μὲν αὐτῶν οὐχὶ δεξιώτερον
κωμῳδίας δὲ φορτικῆς σοφώτερον.

Die Stelle ist viel umstritten, doch was hier in Frage kommt unzweifelhaft. Nach Aristophanes liegen seine Wespen in der Mitte zwischen zwei Komödiengattungen, einer, die er erst mit λίαν μέγα, dann mit ὑμεῖς αὐτοί bezeichnet, also der wahren alten Komödie, der politischen, und der φορτική, dem aus Megara gestohlenen Schwank. Beide exemplificirt er an je zwei bestimmten Komödien. Die der alten Komödie sind klar; die Bezeichnung der megarischen sind zweifelhafter: der ums Mittag geprellte Herakles deutet auf die mythologische Travestie, die wie es scheint in Athen zuerst in den Ὀδυσσῆς Kratinos einführte; die zwei Sclaven, die den Beifall des Publicums durch eine Spende von Nüssen sich zu erwerben suchen, wird man als Beispiel jenes megarischen Spaßes, den wir sohon oben sahen, wohl anerkennen. Also eine Sorte von Komödien, welche auf der attischen Bühne nicht ungewöhnlich war, welche Aristophanes selbst angewandt hat (denn der Eingang der Frösche ist ein γέλως Μεγαρικός, wenn man, was mir gleichwohl unabweisbar scheint, hier einen Bezug auf eigne Stücke des Aristophanes leugnet[1]), nennt er verächtlich

  1. Ich muss im Princip bei der Ansicht, dass Aristophanes sich auf eigne Stücke bezieht, bleiben, wie ich sie observ. crit. in com. Gr. I zu begründen versucht habe. Allein ich habe offenbar Unrecht gethan, dem Scholiasten zu folgen, der den Herakles wie den Euripides auf die Δράματα (Κένταυρος) bezieht: ein und dasselbe Stück kann nicht beiden Gattungen angehören. Dass der Scholiast den Herakles auf die Δράματα bezog, ist freilich Vermuthung, allein ich bezweifle doch, ob es bloß der neckische Zufall gefügt hat, dass eben der Κένταυρος, was längst vor mir Bergk bemerkt hat, einen ums Mittag geprellten Herakles enthält. Ist demnach die Vermuthung, dass Vs. 60 dem Kentauren gilt und dass der Scholiast das wusste, eine annehmbare (und man bedenke, dass Aristophanes unbedingt an den Lenaeen 426 ein Stück gegeben hat), so muss man dem Scholiasten zwar glauben, dass in dem Kentauren ein Angriff auf Euripides vorkam, aber seine Meinung, dass Vs. 61 dem Kentauros auch gälte, verwerfen. Da nun alle vor den Wespen gegebenen Stücke des Aristophanes bekannt sind, so ist eine Wahl möglich: die Auffindung eines passenden Stückes ist die Probe des Exempels; da bleiben uns denn die Acharner als das Stück in dem Euripides mit durchgezogen wurde.
Empfohlene Zitierweise:
diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 9 (1875). , 1875, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_9_330.png&oldid=- (Version vom 25.2.2024)