Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 050.png

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Farben, kurz mit allem Köstlichen, was es nur giebt, verziert und überdeckt, unter Anderm auch ein paar von den unschuldigen Kindern, die Herodes umbringen ließ. Ich freute mich heimlich auf die alten Legenden und Wundergeschichten, die ich zu hören hoffte, – damit aber war es nichts. »Wir erklären das nicht mehr,« sagte der Führer, auf meine neugierige Frage. Man ist überhaupt sehr viel freisinniger und aufgeklärter in München, wenigstens dem Aeußern nach, als ich vermuthet hatte; der Kurfürst[WS 1] ist ein geschworener Feind aller abergläubigen Alfanzereien, und treibt das Ding mit einem Eifer, den man ihm verdenkt. Aber was würde er ohne diesen ausrichten? Daß er die Klöster niederriß und schöne freie Plätze auf ihren Stätten anlegte, daß er einige Kirchen, deren Anzahl für die kleine Stadt München allzugroß war, zu andern Zwecken verwendete, daß er, um sein Volk von Kriegssteuern frei zu erhalten, die silbernen Kirchengeräthe in die Münze sandte, und ihre Stelle mit Argent haché ersetzte, wird ihm gewiß einst eine billigere und erleuchtetere Nachwelt danken. – Warum er aber nicht seine eigene Hofkapelle in die weite Welt schickte, begreife ich allerdings nicht.

Unter diesen Heiligthümern gefielen mir zwei

Anmerkungen (Wikisource)

  1. gemeint ist Maximilian I. ( * 27. Mai 1756; † 13. Oktober 1825)
Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_050.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)