Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 214.png

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alle Gemüther; man hoffte und zitterte. Ich wollte fort, aber wo sollte ich hin? Alle riethen mir zu bleiben. Ich mußte wohl bleiben, denn es waren keine Pferde mehr zu haben, nicht einmal zu kaufen; auch machte Niemand Anstalt zu entfliehen. Den 9. oder 10. October traf der König mit der Königin, der Herzog von Braunschweig und viele Generäle hier ein; die Herzogin reiste ab. Ein Lager wurde von Erfurt bis zum Ettersberge, eine Meile von hier jenseit Weimar aufgeschlagen, welches sich bis dicht an unsern Park erstreckte. Man erfuhr mit Gewißheit, daß die Franzosen auf der Seite, wo man sie nicht vermuthete, hereingebrochen wären, daß sie Coburg und Saalfeld im Besitze hatten, man hörte von fern kanoniren, man wußte nicht, was man denken sollte; man glaubte, sie zögen auf Dresden und Leipzig, und der König, die Königin und der Herzog von Braunschweig waren ruhig hier, die Armee im Lager. Jedes Herz klopfte vor Ungeduld über alles dieses. Den 11ten erfuhr ich, daß der General von Kalkreuth hier wäre. Ich schickte ihm meine Adresse. Er sprach selbst mit Duguet[1] und sagte ihm, er würde den Abend zu mir kommen. Wir


  1. Ein französischer Bedienter der Verfasserin.
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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_214.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)