Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 226.png

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Preußen, eine unzählige Menge Bagagewagen in wilder Unordnung, in voller Carriere gejagt. Nun war’s mit dem Hoffen vorbei; wir gaben einander stumm die Hände, und gingen hinauf in die Zimmer der Hofräthin, die eine Treppe hoch und folglich etwas sicherer uns dünkte. Noch kamen Freunde, die uns sagten, die Bagage der 20,000 Mann, die noch frisch im Lager ständen, hätte nur retiriren müssen, weil jene vorgerückt wären, und diese nicht ohne Schutz zurücklassen könnten. Andere sagten, es stände freilich nicht so gut als vorhin, aber noch wäre nichts verloren. Ach! aber es waren leidige Tröster, nicht mehr die frohen Gesichter von vorhin. Nun donnerten die Kanonen wieder, und näher und näher, fürchterlich nah. Conta war nach dem Schlosse gegangen und brachte die Nachricht, es wäre vorüber, die Wachen wären vor dem Schlosse und an den Thoren schon abgelöst. Wir sahen die Sachsen wieder traurig vorbeireiten. O, mein Arthur! die Erinnerung allein macht mich jetzt beben. Jetzt ras’ten die Kanonen, der Fußboden bebte, die Fenster klirrten. O, Gott, wie nahe war uns der Tod! Wir hörten keinen einzelnen Knall mehr, aber das durchdringende Pfeifen und Zischen und Knattern der Kugeln und Haubitzen, die über unser Haus und funfzig

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_226.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)