Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 289.png

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verlor der Aufenthalt zwar an Glanz, aber er gewann an Geselligkeit. Die von jeder Hofhaltung unzertrennliche Etiquette führt immer Zwang und Absonderung der Gesellschaften mit sich. Alle, die an den Hofzirkeln nicht Theil nehmen können oder wollen, fühlen sich zurückgesetzt, ausgeschlossen von Oertern, wo sie eigentlich auch das Recht hätten, zu erscheinen, und dies Gefühl sollte dennoch doch Niemand drückend werden an einem Orte, wo Alle sich zu gleichem Zweck versammeln und des Lebens Lasten mit seinen Ehren und Bürden auf einige Zeit beiseite legen wollen.

Zwar wollte es im Anfange mit der allgemeinen Geselligkeit nicht recht fort; die vornehmen russischen und polnischen Familien sonderten sich von den anderen Brunnengästen ganz ab und blieben unter sich. Unter den Deutschen hatten leider politische Meinungen und Verhältnisse eine Spannung erregt, die fast in Zwiespalt ausgeartet wäre. Diese überall unter Deutschen, und an einem Badeorte ganz besonders zu tadelnde Stimmung gab zu einer Menge Landsmannschaften Anlaß, fast wie auf einer Universität, die sich gegenseitig vermieden, ja beinahe anfeindeten. Mancher nahm warmen Antheil daran, ohne recht zu wissen warum; doch diese feindselige

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_289.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)