Auf das sanfte Ruhekissen,
Auf das Bett von zarter Seide.
Darauf heizt’ Schmied Ilmarinen
Seine Badstub’ reich an Dämpfen,
Schaffet Seife hin zum Bade,
Schaffet Wasser drei der Eimer,
Daß das Finklein sich nun wasche,
Daß das Ammerchen sich bade
Von des Goldes schmutz’gen Schlacken.
Zur Genüge hat der Schmieder,
Sich nach Herzenslust gebadet,
Streckt sich an der Jungfrau Seite
Auf dem weichen Federbette,
Auf dem stahlbeschlagnen Lager,
Darauf frägt Schmied Ilmarinen
Gleich schon in der Nächte ersten
Nach gehör’ger Zahl von Decken,
Sorgt für eine Menge Tücher,
Zwei, ja drei der Bärenfelle,
Fünf, ja sechs der wollnen Decken,
Um bei seiner Ehehälfte,
Bei dem goldnen Bild zu schlafen.
Warm genug war eine Seite,
Die der Jungfrau zugewandte,
Die am Goldgebilde ruhte,
Diese Seite war voll Kälte,
War vor lauter Frost erstarret,
Drohte gar zu Eis zu werden
Und zu Stein sich zu verhärten.
Sprach der Schmieder Ilmarinen:
„Tauget nicht für mich die Jungfrau;
Will sie nach Wäinölä führen,
Als Gefährtin für sein Leben,
Als ein Hühnchen ihm im Schooße.
Führt die Jungfrau nach Wäinölä;
Redet, als er hingekommen,
Worte solcher Weise sprechend:
„O du alter Wäinämöinen,
Nimm da hin ein hübsches Mädchen,
Eine Jungfrau schön von Aussehn,
Nicht gar breit ist sie am Munde,
Wäinämöinen alt und wahrhaft
Blickte hin auf das Gebilde,
Warf die Augen hin zum Golde,
Redet Worte solcher Weise:
„Weßhalb brachtest du mir dieses,
Dieses goldne Ungeheuer?“
Sprach der Schmieder Ilmarinen:
„Weßhalb anders, als zum Besten:
Dir als Gattin für dein Leben,
{{idt]]Sprach der alte Wäinämöinen:
„O du Schmied, mein lieber Bruder!
Wirf die Jungfrau in das Feuer,
Schmied’ draus allerlei Geräthe,
Oder führe sie nach Rußland,
Dein Gebilde zu den Deutschen,
Daß im Kampfe sie die Reichen,
Mächt’ge sie durch Krieg gewinnen;
Nimmer ziemt es meinem Stamme,
Eine goldne Braut zu wählen,
Eine silberne zu suchen.“
Drauf verbot es Wäinämöinen
Und versagt’s der Freund der Wogen
Ernstlich dem Geschlecht, das wächset,
Dem Geschlecht, das sich erhebet,
Vor dem Golde sich zu neigen,
Vor dem Silber schwach zu werden;
Redet Worte solcher Weise,
„Wollet nicht, ihr armen Söhne,
Nicht ihr Helden, die ihr wachset,
Solltet ihr Vermögen haben
Oder dessen auch entrathen,
Wollet nie, so lang’ ihr lebet,
Nie, so lang’ das Mondlicht glänzet,
Nach den goldnen Mädchen freien,
Eine Silberbraut euch wählen!
Kalt nur ist der Glanz des Goldes,
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)