Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 003.jpg

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er sich in ihr Bett legen und seine Glieder ordentlich ausruhen. Der liebe Gott wollte den beiden Alten ihr Lager nicht nehmen, aber sie ließen nicht ab, bis er es endlich that und sich in ihr Bett legte; sie aber machten sich eine Streu auf die Erde. Am andern Morgen vor Tag standen sie schon auf und kochten ihm ein armes Frühstück. Als nun die Sonne durchs Fensterlein hereinschien und der liebe Gott aufgestanden war, aß er wieder mit ihnen und wollte dann seines Weges ziehen. Doch als er in der Thüre stand, sprach er: „weil ihr so mitleidig und fromm seyd, so wünscht euch dreierlei, das will ich euch erfüllen.“ Da sagte der Arme: „was soll ich mir sonst wünschen, als die ewige Seligkeit, und daß wir zwei, so lang wir leben, gesund sind und unser nothdürftiges, tägliches Brot haben; fürs Dritte weiß ich mir nichts zu wünschen.“ Der liebe Gott sprach: „willst du dir nicht ein neues Haus für das alte wünschen?“ Da sagte der Mann, ja, wenn das ging, wär’s ihm wohl lieb. Alsbald erfüllte der liebe Gott ihre Wünsche und verwandelte ihr altes Haus in ein schönes neues, und verließ sie darauf.

Als es nun voller Tag war, und der Reiche aufstand und sich in’s Fenster legte, sah er gegenüber ein schönes neues Haus stehen statt der alten Hütte. Da machte er Augen, rief seine Frau und sprach: „Frau, sieh einmal, wie ist das zugegangen?“

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_003.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)