Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 005.jpg

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der liebe Gott, das dürfe er wohl, es wäre aber nicht gut für ihn, und sollte sich lieber nichts wünschen.“ Der Reiche aber meinte, er wollte sich schon etwas Gutes aussuchen, wenn es nur gewiß erfüllt würde. Sprach der liebe Gott: „reite nur heim und drei Wünsche, die du thust, die sollen erfüllt werden.“

Nun hatte der Reiche, was er wollte, ritt heimwärts und besann sich, was er sich wünschen sollte; wie er so nachdachte und die Zügel fallen ließ, fing das Pferd an zu springen, so daß er immerfort in seinen Gedanken gestört wurde und sie gar nicht zusammen bringen konnte. Da ward er über das Pferd ärgerlich und sprach in Ungeduld: „ei so wollt’ ich, daß du den Hals zerbrächst!“ und wie er das Wort ausgesprochen, plump! fiel er auf die Erde und lag das Pferd todt und regte sich nicht mehr und war der erste Wunsch erfüllt. Weil er aber geizig war, wollt’ er das Sattelzeug nicht im Stich lassen, schnitt’s ab, hing’s auf den Rücken und mußte nun zu Fuß nach Haus gehen. Doch tröstete er sich, daß ihm noch zwei Wünsche übrig wären. Wie er nun dahin ging durch den Sand und als zu Mittag die Sonne heiß brannte, ward’s ihm so warm und verdrießlich zu Muth, der Sattel drückte ihn dazu auf den Rücken, auch war ihm noch immer nicht eingefallen, was er sich wünschen

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_005.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)