Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 143.jpg

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und alles was da war, und fragte, wer die Riesen hätte ums Leben gebracht. Nun hatte er einen Hauptmann, der war einäugig und ein häßlicher Mensch, der sagte, er hätte es gethan. Da sprach der alte König, so er das vollbracht, sollte er die Prinzessin heirathen. Die Prinzessin aber sagte: „lieber Vater, dafür, daß ich den heirathen soll, will ich lieber in die Welt gehen, soweit als mich meine Beine tragen.“ Da sprach der König, wenn sie den nicht heirathen wollte, sollte sie die königlichen Kleider ausziehen und Bauernkleider anthun, und fortgehen; und sie sollte zu einem Töpfer gehen und sich einen irden Geschirr-Handel anfangen. Da thät sie ihre königlichen Kleider aus und ging zu einem Töpfer und borgte sich einen Kram irden Werk; versprach ihm auch, wenn sie’s am Abend verkauft hätte, es zu bezahlen. Nun sagte der König, sie sollte sich an eine Ecke damit setzten und es verkaufen, dann bestellte er etliche Bauernwagen, die sollten mitten durchfahren, daß alles in tausend Stücke ging. Wie nun die Prinzessin ihren Kram auf die Straße hingestellt hatte, kamen die Wagen und zerbrachen ihn zu lauter Scherben; fing sie an zu weinen und sprach: „ach Gott! wie will ich nun den Töpfer bezahlen.“ Der König aber hatte sie damit zwingen wollen, den Hauptmann zu heirathen, statt dessen ging sie wieder zum Töpfer und fragte ihn, ob er ihr noch einmal borgen wollte.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_143.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)