Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 194.jpg

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zum Abend, da setzte es sich unter einen Baum, befahl sich Gott und wollt’ da sitzen bleiben und nicht weggehen, möchte geschehen, was immer wollte. Als er aber ein Bischen da gesessen, kam ein weiß Täubchen heruntergeflogen, mit einem kleinen goldnen Schlüsselchen im Schnabel, das legte es ihm in die Hand und sprach: „siehst du dort den großen Baum, daran ist ein kleines Schloß, das schließ mit dem Schlüsselchen auf, so wirst du Speise genug finden und keinen Hunger mehr leiden.“ Da ging es zu dem Baum und schloß ihn auf und fand Milch in einem kleinen Schüsselchen und Weißbrot zum Einbrocken dabei, daß es sich satt essen konnte. Als es satt war, sprach es: „jetzt ist Zeit, wo die Hühner daheim auffliegen, ich bin so müd’, könnt’ ich mich auch in mein Bett legen!“ Da kam das Täubchen wiedergeflogen und hatt’ ein anderes goldenes Schlüsselchen im Schnabel und sagt: „schließ dort den Baum auf, da wirst du ein Bett finden.“ Da schloß es auf und fand ein schönes weiches Bettchen, da betete es zum lieben Gott, er sollt’ es behüten in der Nacht, legte sich und schlief ein. Am Morgen kam das Täubchen zum drittenmal und brachte wieder ein Schlüsselchen und sprach: „schließ dort den Baum auf, da wirst du Kleider finden;“ und wie es aufschloß fand es Kleider mit Gold und Juwelen besetzt, so herrlich, wie sie keine Königstochter hat. Also lebte es da eine

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_194.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)