Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 224.jpg

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nun ein gut Stück fortgelaufen war, kamen sie vor eine Höhle, da trug sie der Löwe hinein und sie fürchtete sich nicht und wollte auch nicht herabspringen, weil der Löwe so freundlich war. Also ging’s durch die Höhle, die immer dunkler war und endlich ganz stockfinster, und als das ein Weilchen gedauert hatte, kamen sie wieder an das Tagslicht in einen wunderschönen Garten. Da war alles so frisch und glänzte in der Sonne, und mittendrin stand ein prächtiger Pallast. Wie sie an’s Thor kamen, hielt der Löwe und die Prinzessin stieg von seinem Rücken herunter. Da fing der Löwe an zu sprechen und sagte: „in dem schönen Haus sollst du wohnen und mir dienen, und wenn du alles erfüllst was ich fordere, so wirst du deinen Bruder wiedersehen.“

Da diente die Prinzessin dem Löwen und gehorchte ihm in allen Stücken. Einmal ging sie in dem Garten spatziren, darin war es so schön und doch war sie traurig, weil sie so allein und von aller Welt verlassen war. Wie sie so auf und ab ging, ward sie einen Teich gewahr und auf der Mitte des Teichs war eine kleine Insel mit einem Zelt. Da sah sie, daß unter dem Zelt ein grasgrüner Laubfrosch saß und hatte ein Rosenblatt auf dem Kopf statt einer Haube. Der Frosch guckte sie an und sprach: „warum bist du so traurig?“ „Ach, sagte sie, warum sollte ich nicht traurig seyn?“ und klagte ihm da recht ihre

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_224.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)