Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 278.jpg

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rief: „es ist ein Gast haußen, macht auf, damit er eingehen kann.“ Als aber nicht aufgethan ward, setzte es sich hin, nahm seine Laute und schlug sie mit seinen Füßen auf’s lieblichste. Da sperrte der Thürhüter gewaltig die Augen auf, lief zum König und sprach: „da draußen sitzt ein Eselein vor dem Thor, das schlägt die Laute allzulieblich.“ „Ei, so laß mir den Musikant hereinkommen,“ sprach der König. Wie aber ein Eselein hereintrat, fing alles an über den Lautenschläger zu lachen. Nun sollte das Eselein unten zu den Knechten gesetzt und gespeist werden, es ward aber unwillig und sprach: „ich bin kein gemeines Stalleselein, ich bin ein gar vornehmes.“ Da sagten sie: „wenn du das bist, so setz’ dich zu dem Kriegsvolk.“ „Nein, sprach es, ich will beim König sitzen.“ Der König lachte und sagte in gutem Muth: „Ja, so soll’s seyn, wie du verlangst, Eselein, komm her zu mir.“ Darnach fragte er: „Eselein, wie gefällt dir meine Tochter?“ das Eselein drehte den Kopf nach ihr, schaute sie an, nickte und sprach: „aus der Maßen wohl, so schön’ hab’ ich noch keine gesehen.“ „Nun so sollst du auch neben ihr sitzen,“ sagte der König. „Das ist mir eben recht,“ sprach das Eselein, und setzte sich an ihre Seite und aß und wußte sich gar fein und säuberlich zu betragen. Als das edle Thierlein eine gute Zeit an des Königs Hof geblieben war, dachte es, was hilft das

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_278.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)