Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 285.jpg

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ein junger Geselle, der fröhlich sein Lied singend durch den Wald die Straße ritt. Wie der oben nun merkte, daß einer unter ihm vorbei ging, rief er: „sey mir gegrüßt, zu guter Stunde!“ Der Schüler guckte sich überall um, wußte nicht, wo die Stimme herschallte, endlich sprach er: „Wer ruft mir?“ Da antwortete es aus dem Wipfel: „Erhebe deine Augen, ich sitze hier oben im Sack der Weisheit; in kurzer Zeit habe ich große Dinge gelernt, dagegen sind alle Schulen ein Wind, um ein Weniges, so werde ich ausgelernt haben, herabsteigen und weiser seyn als alle Menschen. Ich verstehe die Gestirn: und Himmelszeichen, das Wehen aller Winde und den Sand im Meer, Heilung der Krankheit, die Kräfte der Kräuter, Vögel und Steine. Wär’st du einmal darin, du würdest fühlen, was für Herrlichkeit aus ihm fließt.“ Der Schüler, wie er das alles hörte, erstaunte er und sprach: „Gesegnet sey die Stunde, wo ich dich gefunden, könnt’ ich nicht auch ein wenig in den Sack kommen?“ Oben der antwortete, als thät’ er’s nicht gern: „eine kleine Weile will ich dich wohl hineinlassen für Lohn und gute Worte, aber du mußt doch noch eine Stunde warten, es ist ein Stück übrig, das ich erst lernen muß.“ Als der Schüler ein wenig gewartet hatte, war ihm die Zeit zu lang und er bat, daß er doch mögte hineingelassen werden, sein Durst nach Weisheit wäre

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_285.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)