Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II p 006.jpg

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stärker, als wir, zur Veränderung geneigt, begreifen. Eben darum hat es auch, so vielfach erprobt, eine gewisse eindringliche Nähe und innere Tüchtigkeit, zu der anderes nicht so leicht gelangt, das äußerlich viel glänzender erscheinen kann. Der epische Grund der Volksdichtung gleicht dem durch die ganze Natur in mannichfachen Abstufungen verbreiteten Grün, das sättigt und sänftigt ohne je zu ermüden.

Der innere gehaltige Werth dieser Märchen ist in der That hoch zu schätzen, sie geben auf unsere uralte Heldendichtung ein neues und solches Licht, wie man sich nirgendsher sonst könnte zu Wege bringen. Das von der Spindel zum Schlaf gestochene Dornröschen ist die vom Dorn entschlafene Brunhilde, nämlich nicht einmal die nibelungische, sondern die altnordische selber. Schneewitchen schlummert in rothblühender Lebensfarbe wie Snäfridr, die schönste ob allen Weibern, an deren Sarg Haraldur, der haarschöne, drei Jahre sitzt, gleich den treuen Zwergen, bewachend und hütend die todtlebendige Jungfrau; der Apfelknorz

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_p_006.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)