Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 083.jpg

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Ablaß geholt, darbei eben der Schneider war, und als der Schneider solches ersahe, zunächst in die Capelle lief, oben zum Fenster wieder hinaussprang, dem die Sau alsbald nachfolgte und in dem Capellein stand; der Schneider aber lief gleich zu der Thüre, schlug die zu und versperrte das Gewild im Kirchlein. Demnächst er hinging und seinen Gesellen solches anzeigt, die mit einander heim ritten und es dem König anzeigten. Ob der König solcher Mähr froh oder traurig gewesen, mag ein jeglichs gering verständig leichtlich abnehmen, dann er sein Tochter dem Schneider hat geben müssen; zweifelt mir aber gar nicht, hätt’ er gewußt, daß er ein Schneider wäre, er hätt’ ihm eh’ einen Strick gegeben, als seine Tochter. Nun der König mußt seine Tochter einem Unbekannten geben, nicht mit kleiner Bekümmerniß; darnach aber der gut Schneider wenig fragt, er allein gedacht, wie er des Königs Tochtermann werden möge. Also war die Hochzeit mit kleinen Freuden vollbracht und aus einem Schneider ein König gemacht. Nun als er etliche Nächte bei seiner Braut gelegen, hat er im Schlaf geredet und gesagt: „Knecht, mach mir das Wamms, flick mir die Hosen, oder ich will dir das Ehlmaß über die Ohren schlagen.“ Welches die gut Jungfrau wahr genommen hat, solches ihrem Herrn Vater, dem König, anzeigte, ihn darbei

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_083.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)