Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 085.jpg

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ich dann die vor der Kammer fürchten?“ Die vor der Kammer, als sie solche Wort vernommen, nicht anderst flohen, oder als jagten sie tausend Teufel, und keiner wollt’ seyn, der sich an den Schneider richten wollt’, also blieb der Schneider sein Lebtag ein König.


II.


An einem Sommermorgen saß ein Schneiderlein auf seinem Tisch vor dem Fenster, da kam eine Bauersfrau der Straße daher und rief: „gut Mus feil! gut Mus feil!“ – da streckte das Schneiderlein seinen Kopf zum Fenster hinaus und rief: „Hier herauf, liebe Frau, ihr macht einen guten Kauf.“ Als die Frau hinauf kam, besah es alle Töpfe, zuletzt kauft es sich ein Viertelpfund. Darnach schnitt es ein Stück Brot über den ganzen Laib, schmierte das Mus darauf, legte es neben sich auf den Tisch und gedacht, du wirst gut schmecken, aber erst will ich das eine Camisol fertig machen, eh ich dich esse; fing an zu nähen und machte große Stiche vor Freuden. Indeß ging der Geruch von dem Mus auf und zu den Fliegen, da kamen sie in Menge und setzten sich auf sein Musbrot „Wer hat euch zu Gast gebeten,“ sagte es und jagte sie fort; es dauerte aber nicht lange, so kamen sie von neuem und ließen sich noch zahlreicher auf das Musbrot nieder. Mein Schneiderlein

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_085.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)