Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 164.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Der älteste Sohn war indeß zu einem Schreiner in die Lehr gegangen, und als seine Jahre herum waren, und er auf die Wanderschaft wollte, gab ihm dieser ein Tischgen deck dich. Er brauchte nur zu sagen: Tischgen deck dich! so war das Tischgen mit weißem Tuch gedeckt, ein silberner Teller stand da, silberne Messer und Gabel lagen dabei, vorn ein Cristallglas mit rothem Wein gefüllt, und rund herum die schönsten Schüsseln voll Essen. Damit zog er vergnügt in die Welt, und wo er war, im Feld, im Wald oder in einer Wirthsstube, wenn er sein Tischgen hinsetzte und: „Tischgen deck dich sagte, so hatte er die prächtigste Mahlzeit.“ Einmal kam er in ein Wirthshaus, wo die Gäste schon alle versammelt waren, sie fragten ihn, ob er mitessen wollte, er antwortete: nein „aber ihr sollt mit mir essen.“ Damit stellte er sein Tischgen in die Stube, sprach: „Tischgen, deck dich!“ da stand es voll von dem kostbarsten Essen und wenn eine Schüssel abgehoben war, kam alsbald eine neue an ihre Stelle, und alle Gäste wurden herrlich tractirt. Der Wirth gedachte, wenn du ein solches Tischgen hättest, wärst du ein reicher Mann, und Nachts als der fremde Schreiner eingeschlafen war, und sein Tischgen in eine Ecke gestellt hatte, holte er ein anderes, das ebenso aussah, und stellte es für das ächte hin. Am Morgen früh stand der

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_164.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)