Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 197.jpg

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einen großen Wald, da begegnete ihm ein Haufen Räuber, die wollten des Königs Schatz bestehlen; und als sie das Schneiderlein sehen, denken sie, der kann uns viel nützen, reden es an, sagen, es sey ein tüchtiger Kerl, es solle mit zur Schatzkammer gehen, sich hineinschleichen und ihnen das Geld herauswerfen. Es läßt sich drauf ein, geht zu der Schatzkammer und besieht die Thüre, ob kein Ritzen darin; glücklicherweise findet es bald einen und will einsteigen, da sagt die Schildwache zur andern: „was kriecht da für eine garstige Spinne? die muß man todt treten.“ – „Ei, laß sie doch gehen, sagte die andere, sie hat dir ja nichts gethan.“ So kam der Daumerling in die Schatzkammer, ging an das Fenster, vor dem die Räuber standen und warf ihnen einen Thaler nach dem andern hinaus. Wie der König seine Schatzkammer besah, fehlte so viel Geld, kein Mensch aber konnte begreifen, wer es sollte gestohlen haben, da alle Schlösser gut verwahrt waren. Der König stellte Wachen dabei, die hörten es in dem Geld rappeln, gingen hinein und wollten den Dieb greifen. Das Schneiderlein setzte sich in der Ecke unter einen Thaler und rief: „hier bin ich!“ die Wachen liefen dahin, indeß sprang es in eine andere Ecke, und wie die dort ankamen, schrie es da: „hier bin ich!“ die Wachen liefen zurück, es

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_197.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)