Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 222.jpg

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fürchtete sich aber vor ihrer Stiefmutter und bat ihn, er mögte sie nur noch die Nacht in dem Schloß lassen; in der Nacht aber entfloh sie, und gerade zu in den Wald hinein.

Als sie auch den ganzen Tag bis zum Abend fortgegangen war, kam sie zu einer Wildhütte. Sie stieg hinauf und fand eine Stube mit sechs kleinen Betten; weil sie nun müde war, legte sie sich unter eins und wollte da die Nacht zubringen. Bei Sonnenuntergang aber kamen sechs Schwäne durch das Fenster hereingeflogen, setzten sich auf den Boden und bliesen einander an, und bliesen sich alle Federn ab, wie ein Tuch sich abstreift, und da waren es ihre sechs Brüder. Sie kroch unter dem Bett hervor, und die Brüder waren beides erfreut und betrübt, sie zu sehen: „du kannst hier nicht bleiben, sagten sie, das ist eine Räuberherberg, wenn die Räuber vor ihrem Zuge heimkommen, dann wohnen sie hier. Alle Abend können wir uns aber eine Viertelstunde lang die Schwanenhaut gänzlich abblasen, und auf so lange unsere menschliche Gestalt haben, hernach aber ist es wieder vorbei. Wenn du uns erlösen willst, mußt du in sechs Jahren sechs Hemdlein aus Sternblumen zusammennähen, während der Zeit aber darfst du nicht sprechen und nicht lachen, sonst ist alle Arbeit verloren.“ Und als die Brüder das gesprochen hatten, war

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_222.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)