Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 259.jpg

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geputzt, Feuer angemacht, und kam er Mittags nach Haus, war das Essen gekocht, der Tisch gedeckt und aufgetragen; er konnte aber nicht begreifen, wie das zuging, sah auch niemals einen Menschen in seinem Haus. Und ob es ihm gleich wohl gefiel, so ward ihm doch zuletzt Angst dabei, und er fragte eine weise Frau darüber, die sagte, das sey Zauberei, er solle einmal Morgens früh Acht geben, ob sich etwas in der Stube bewege, und wenn er etwas sehe ein weißes Tuch darüber werfen. Das that er, und am andern Morgen sah er, wie sich der Kasten aufthat und die Blume herauskam, er sprang herzu und warf ein Tuch darüber, da war die Verwandlung vorbei, und das schöne Mädchen, das sein Liebster Roland vergessen hat, stand vor ihm. Der Schäfer wollte es heirathen, es sagte aber nein, es wolle ihm nur dienen und haushalten. Bald darauf hörte es, daß Roland Hochzeit halten und eine andere heirathen wolle; dabei mußte jeder im Land nach einem alten Gebrauch, singen. Da kam das treue Mädchen auch hin, und wollte immer nicht singen, bis zu allerletzt, da mußte es; wie es aber anfing, da erkannte es Roland gleich, sprang auf und sagte: das sey seine rechte Braut, er wolle keine andere und vermählte sich mit ihr; da war sein Leid zu End und seine Freude ging an.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_259.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)