Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 279.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


ein Goldei, und das Vöglein ließ es sich geduldig nehmen, wie das vorigemal. Das währte eine Zeitlang, alle Morgen holten sie das Goldei und waren bald reich: eines Morgens aber sagte der Vogel: „nun werde ich keine Eier mehr legen, aber bringt mich zu dem Goldschmidt, das wird euer Glück seyn.“ Die Besenbindersjungen thaten, wie es sprach und brachten es dem Goldschmidt getragen, und als es allein mit diesem war, sang es:

„Wer ißt mein Herzlein,
wird bald König seyn;
wer ißt mein Leberlein,
findet alle Morgen unterm Kissen ein Goldbeutlein!“

Wie der Goldschmidt das hörte, rief er die beiden Jungen und sagte: „laßt mir den Vogel, und ich will euer Schwesterlein heirathen.“ Die zwei sagten ja, und da ward nun Hochzeit gehalten. Der Goldschmidt aber sprach: „ich will zu meiner Hochzeit den Vogel essen, ihr zwei, bratet ihn am Spieße, und habt Acht, daß er nicht verdirbt, und bringt ihn herauf, wenn er gaar ist;“ er dachte aber, dann wolle er Herz und Leber herausnehmen und essen. Die beiden Brüder standen am Spieß und drehten ihn herum, wie sie ihn so herumdrehen, und der Vogel bald gebraten ist, fällt ein Stückchen heraus. „Ei, sagt der eine, das muß ich probiren!“

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_279.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)