Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 368.jpg

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zum König floh. Der König wollte mit seinem Spieß den Adler abhalten, der Adler aber packte den Spieß und zerbrach ihn wie ein Schilfrohr, dann zerdrückte er den Falken mit einer Kralle, die andern aber hackte er dem König in die Schulter und rief: „warum störst du mein Luftreich, dafür sollst du sterben oder du giebst mir deine zweite Tochter zur Frau!“ der König sagte: „ja die sollst du haben, aber was giebst du mir dafür?“ – „Zwei Centner Gold sprach der Adler, und in sieben Wochen komm ich, und hol sie ab;“ dann ließ er ihn los und flog fort in den Wald.

Der König war betrübt, daß er seine zweite Tochter auch einem wilden Thiere verkauft hatte und getraute sich nicht ihr etwas davon zu sagen. Sechs Wochen waren herum, in der siebenten ging die Prinzessin hinaus auf einen Rasenplatz vor der Burg und wollte ihre Leinwand begießen, da kam auf einmal ein prächtiger Zug von schönen Rittern und zuvorderst ritt der allerschönste, der sprang ab und rief:

„schwing, schwing dich auf, du Fräulein traut,
komm mit, du schöne Adlerbraut!“

und eh sie ihm antworten konnte, hatte er sie schon aufs Roß gehoben und jagte mit ihr in den Wald hinein als flög ein Vogel: Ade! Ade!!

In der Burg warteten sie lang auf die

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_368.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)