Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 004.jpg

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„Das wär mir gelegen“ rief die Königstochter und sprang fort. Endlich kam auch die dritte Wasser zu schöpfen, aber es gieng ihr damit nicht besser, und der Frosch rief sie an

„wann du willst mein Schätzchen sein,
will ich dir geben hell hell Wässerlein“.

„Ja doch“, antwortete sie lachend, „ich will dein Schätzchen wohl sein, schaff mir nur reines Wasser, das man trinken kann.“ Sie dachte „was schadet es, du kannst ihm zu Gefallen das wohl sagen, ein dummer Frosch wird doch nimmermehr mein Schatz werden“. Der Frosch aber war wieder in den Brunnen gesprungen, und als die Königstochter zum zweitenmal schöpfte, da war das Wasser so klar daß die Sonne ordentlich vor Freuden darin blinkte. Da brachte sie das Glas hinauf und sprach zu ihren Schwestern „was seid ihr so einfältig gewesen und habt euch vor dem Frosch gefürchtet“. Nun dachte die Königstochter nicht weiter daran und legte sich vergnügt zu Bett. Und als sie ein Weilchen lag und noch nicht eingeschlafen war, hörte sie vor der Thüre ein Geräusch, und darnach sang es

„mach mir auf! mach mir auf!
Königstochter jüngste!
weißt du nicht wie du gesagt,
als ich in dem Brunnen saß,
du wolltest auch mein Schätzchen sein,
gäb ich dir hell hell Wässerlein“.

„Ei! da ist ja mein Schatz, der Frosch“, sagte das Königskind, „weil ich’s ihm versprochen habe, so will ich ihm aufmachen“. Also stand sie auf, öffnete ihm ein wenig die Thüre und legte sich nieder. Der Frosch hüpfte ihr nach und hüpfte endlich unten ins Bett zu ihren Füßen und blieb da liegen, und als die Nacht vorüber war und der Morgen graute, sprang er herunter und fort zur Thüre hinaus. Am andern Abend, als die Königstochter wieder im Bett lag, krabbelte es abermals vor der Thüre und sang das Sprüchlein, sie machte wieder auf, und der Frosch lag noch eine Nacht zu ihren Füßen. Am dritten Abend kam er wieder, da sprach sie „das ist aber das letztemal, daß ich dir aufmache, in Zukunft geschiehts nicht mehr“. Da sprang der Frosch unter ihr Kopfkissen, und sie schlief ein. Und als sie am Morgen aufwachte und meinte der Frosch sollte

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_004.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)