Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 035.jpg

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verspricht, sondern fängt gleich damit an, daß es einem Stiefkind schlimm geht; auch ist das Ende verschieden. Nachdem Aschenputtel ein Jahr lang vergnügt mit dem König gelebt, verreist er und läßt ihr alle Schlüssel zurück, mit dem Befehl eine gewisse Kammer nicht zu öffnen. Als er aber fort ist, wird sie von der falschen Schwester verleitet die verbotene Kammer aufzuschließen, worin sie einen Blutbrunnen finden. In diesen wird sie hernach, als sie bei der Geburt eines Söhnleins krank liegt, von der bösen Schwester geworfen, die sich an ihrer Stelle ins Bett legt; aber die Wachen hören das Jammergeschrei, retten die rechte Königin und die falsche wird bestraft. Dieser Schluß ist dem in dem Märchen von Brüderchen und Schwesterchen (Nr. 11) ähnlich, einen anderen, der an die bekannte Sage von der heiligen Genoveva erinnert, hat eine vierte Erzählung aus dem Meklenburgischen. Aschenputtel ist Königin geworden und hat ihre Stiefmutter, die eine Hexe ist, und ihre böse Stiefschwester zu sich genommen. Als sie einen Sohn gebiert, legen diese einen Hund hin und geben das Kind einem Gärtner, der soll es tödten; eben so beim zweitenmal, wo der König aus großer Liebe abermals dazu schweigt. Beim drittenmal überliefern sie die Königin mit dem Kinde dem Gärtner, er solle sie tödten, er bringt sie aber in eine Waldhöhle. Da die Königin vor Gram keine Milch hat, so legt sie das Kind einer Hirschkuh an, die in der Höhle ist. Das Kind wächst, wird aber wild, bekommt lange Haare und sucht im Walde Kräuter für seine Mutter. Einmal kommt es zu dem Schloß und erzählt dem König von seiner schönen Mutter. Fragt er „wo ist denn deine schöne Mutter?“ „Im Wald in einer Höhle“. „Da will ich hingehen“. „Ja, aber bring einen Mantel mit, daß sie sich anziehen kann“. Er geht hinaus, erkennt sie, ob sie gleich ganz mager ist, und nimmt sie mit. Unterwegs begegnen ihm zwei Knaben mit goldenen Haaren. „Wem gehört ihr“ fragt er. „Dem Gärtner“. Der Gärtner kommt und entdeckt daß es des Königs Kinder sind, die er nicht getödtet sondern bei sich aufgezogen hatte. Die Wahrheit kommt an den Tag und die Hexe mit ihrer Tochter wird bestraft. Eine fünfte Erzählung aus dem Paderbörnischen leitet so ein, eine schöne Gräfin hatte in der einen Hand eine Rose, in der andern einen Schneeball und wünschte sich ein Kind so roth als die Rose und so weiß als der Schnee. Gott erfüllt ihren Wunsch. Wie sie einmal am Fenster

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)