Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 053.jpg

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Der Küchenjung aber lag auf dem Herd
und blieb für mir gar unverfährt,
wollt Feur und Licht anblasen rasch,

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und blies mir ins Gesicht die Asch,

schlug mir die Nagel in die Augen,
wusch mir das Haupt mit solcher Laugen
daß mir das sehen schier vergieng
und ich irr zu kriechen anfieng:

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kam in den Stall, eilet zur Pfort,

der Stallbruder erwachet fort,
hub an zu schnauben und zu blasen,
als hätt er eines Leuen Nasen:
faßt mich mit der Gabel gewiß,

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gab mir damit einen scharfen Riß

und warf mich hin ins Jungenlager,
da kam ich erst zum bösen Schwager.
Der plumper, tölpscher, loser Fischer,
der grobianscher Stiefelwischer

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in dem blinden Lärmen unfug

zu mir mit der Kratzbürst einschlug,
eben als wenns ein Prietschholz wär:
er traf gewis und leider schwer,
daß ich zum Stallknecht fiel hernieder,

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der faßt mich mit der Gabel wieder

und warf mich über sich herunter;
daß ich leben blieb, hat mich Wunder.
Ich lag da mehr denn halber todt,
bat um Gnad, klaget meine Noth,

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aber sie ließen mir keine Ruh,

traten mit Füßen auf mich zu,
bis ich zuletzt mich noch erholt
und nach dem Thor hinlaufen wollt.“
Da war der ein Wächter erwacht,

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rief vom Söller mit aller Macht

„wacht auf! wacht auf! wacht auf! wacht auf!“
Ich gedacht „lauf, o mein Kerle, lauf.“
der Posauner blies auch und sprach
„eilt hinten nach, eilt all hernach!“

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)