Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 085.jpg

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(Nr. 25) und den zwölf Brüdern (Nr. 9) verbunden ist und allen dreien gleich zugehört; in einer böhmischen Erzählung erscheint auch dieser Zusammenhang (s. unten). In der Braunschweiger Sammlung S. 349–379 von sieben Schwänen. Bei Kuhn Nr. 10. Bei Sommer S. 142. Bei Meier Nr. 7. Bei Asbjörnsen S. 209. Vergl. altdeutsche Blätter 1, 128 und Leos Beowulf S. 25 folg. Das Märchen zeigt überall ein hohes Alter, die sieben Menschenhemder scheinen mit den Schwanenhemdern zusammenzuhangen, die wir aus der Völundarquida kennen. Die Sage vom Schwanenschiff auf dem Rhein (Parcifal, Lohengrin u. a.) in Verbindung mit dem altfranzösischen chevalier au cigne schließt sich wiederum an, und es bleibt auch hier der letzte Schwan unerlöst, weil das Gold von seinem Schwanenring schon verarbeitet war. Ein Knaul das sich aufrollt und den Weg zeigt, auch in dem russischen Lied von Wladimirs Tafelrunde S. 115.


50.
Dornröschen.

Aus Hessen. Die Jungfrau die in dem von einem Dornenwall umgebenen Schloß schläft, bis sie der rechte Königssohn erlöst, vor dem die Dornen weichen, ist die schlafende Brunhild nach der altnordischen Sage, die ein Flammenwall umgibt, den auch nur Sigurd allein durchdringen kann, der sie aufweckt. Die Spindel woran sie sich sticht und wovon sie entschläft, ist der Schlafdorn, womit Othin die Brunhild sticht; vergl. Edda Sämundar 2, 186. Im Pentamerone (5, 5) ist es ein Flachsagen. Bei Perrault la belle au bois dormant. Ähnlich ist Sneewitchens Schlaf. Die italienische und französische Sage haben beide den Schluß welcher der deutschen fehlt, aber in dem Bruchstück Nr. 5 (von der bösen Stiefmutter) vorkommt. Merkwürdig ist daß bei so bedeutenden Abweichungen Perraults von Basile (der den schönen Zug allein bewahrt, daß der Säugling der schlafenden Mutter die Agen aus dem Finger saugt) beide in den Eigennamen der Kinder insofern einstimmen als die Zwillinge im Pentamerone Sonne und Mond, bei Perrault Tag und Morgenröthe heißen. Diese Namen erinnern an die auch in der eddischen Genealogie zusammengestellten von Tag, Sonne und Mond.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_085.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)