Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 164.jpg

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dir erst wegtragen und in Sicherheit bringen, dann fasse das Schwert, geh hinein und hau dem Drachen die Köpfe ab, aber alle drei auf einmal, verfehlst du einen, so wachsen alsbald die andern wieder, und es kann dich nichts mehr retten“. Dann gibt er ihm auch eine Glocke, wenn er daran ziehe, wolle er ihm zu Hilfe eilen. Nach der ältesten erlöst er auch die zweite die ein siebenköpfiger, und die dritte die ein neunköpfiger Drache bewacht. Dann führt er sie zu dem Eimer worin er herabgelassen war, und ruft seinen Gesellen zu sie sollten wieder hinaufwinden. Also ziehen sie die drei Königstöchter nach einander in die Höhe. Wie sie oben sind, werfen die zwei Treulosen das Seil hinunter und meinen er solle in der Tiefe umkommen. Er zieht aber das Glöckchen, da erscheint das Erdmännchen und heißt ihn auf der Flöte pfeifen, und wie er das thut, kommen aus allen Ecken viel tausend Erdmännchen herbeigelaufen. Da heißt sie ihr König eine Treppe für den Ritter machen, und sagt ihm oben solle er nur mit der Ruthe aus dem Korbe auf die Erde schlagen. Also legen sich die kleinen Männer aufeinander und bilden eine Treppe, worauf der Ritter hinaufgeht, oben schlägt er mit der Ruthe, da sind sie alsbald wieder verschwunden. Eine dritte Erzählung aus dem Hanöverschen enthält folgendes Besondere. Die drei Königstöchter kommen beim Baden fort. Statt des Zwergs erscheint hier den Dreien welche ausgehen die Königstöchter zu suchen, ein Alter, den der Dritte, als er Essen von ihm fodert, einen Keil aus dem gespaltenen Holz ziehen heißt. Wie sich der Alte nun bückt, so zieht jener die Axt heraus und klemmt ihn mit dem Barte fest, der in die Spalte hineinhieng. Der Alte reißt sich den Bart mit Gewalt aus und lauft fort; sie folgen seiner blutigen Spur und gelangen auf diese Weise zu der Erdhöhle, worin die Königstöchter sitzen. Als der dritte allein zurückgeblieben ist und auf einer Flöte bläst, kommt ein schöner Mann, der bringt ihn durch einen langen Gang die Höhle heraus, gibt ihm die Kleider, in welchen die drei Königstöchter gestohlen waren, und die sie mitzunehmen vergessen hatten, und sagt ihm, er solle zum Hofschneider gehen, sich als Geselle bei ihm verdingen und, wenn eine von den Königstöchtern das Brautkleid bestelle, das ihrige bringen, so würden sie ihn erkennen. Das führt er aus, jede Königstochter verlangt ein Kleid so gemacht wie das worin sie ist gestohlen worden. Der Geselle versprichts zu liefern, lebt aber mit dem Meister lustig, und als dieser Abends endlich

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)