Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 196.jpg

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tiefes, herrliches Motiv ist hier bürgerlich ausgedrückt. Niemand sah der Mordthat zu, keines Menschen Aug, aber doch die Sonne (Gott), das himmlische Auge. Man hat noch andere Sagen von der Sonne, wie sie sich verhüllt und nicht zuschauen will, wenn eine Mordthat geschehen soll, vergl. Odyssee 20, 356 und das eddische Solarlied 23. Beim Boner (Beispiel 61) kommt dieselbe Sage mit einer anderen Wendung vor. Der König verspricht dem Juden der viel Gold bei sich trägt, Geleit durch einen unsichern Wald. Der Schenk wird dazu aufgeboten, aber diesen treibt die Goldgier selbst zum Mord. Der Jude, als er das Vorhaben merkt, spricht „die Vögel, die hier fliegen, werden den Mord offenbaren“. Der Schenk lacht darüber, und als er das Schwert gezogen hat und ein Rebhuhn daher kommt, spricht er spottend „Jude nimm wahr, das Rebhuhn wirds offenbaren.“ Darauf mordet er ihn, nimmt das Gold und geht heim. Nicht lange, so wird dem König ein Rebhuhn aufgetragen, der Schenk denkt dabei an des Juden Wort und lacht. Der König fragt nach der Ursache, der Schenk offenbart seine That und kommt an den Galgen. Vergleiche Liedersal 2, 601. 602, altd. Blätter 1, 117–119. Hulderich Wolgemut erzählt die Fabel in seinem erneuerten Äsopus (Frankfurt 1623) 2, 465. 66 zwar übereinstimmend mit Boner doch nicht unmittelbar nach ihm. In den Kranichen des Ibycus liegt wieder dieselbe Idee. Daß die Worte eines Sterbenden Gewalt haben, wird schon in Fafnismal als alter Glauben bemerkt. Das Sprichwort „es wird nichts so fein gesponnen, es kommt endlich an die Sonnen“ (schon im Boner 49, 55 und bei Otaker 663) ist auch hier zu bemerken.


116.
Das blaue Licht.

Aus dem Meklenburgischen. Die Pfeife woraus der Soldat raucht, ist wohl aus einer Flötenpfeife entstanden, welcher die Erdmänner sonst zu gehorchen pflegen, wie in Nr. 91. Das blaue Licht ist ein Irrwisch, dän. Vättelys (Geisterlicht) und Lygtemand, der Herr des Zwergleins. Schärtlins Ausruf war „blau Feuer!“ welche Worte sich auch mehrmals bei Hans Sachs finden. Ähnlich ist die Sage von Albertus Magnus der Nachts die Tochter des Königs

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_196.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)