Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 340.jpg

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darin zerstreut. Großschnauzbart erscheint endlich selbst, legt seinen Kopf in des Mädchens Schooß und läßt sich lausen. Bärensohn schlägt ihm zweimal mit dem Kolben auf den Kopf, er spricht jedesmal „da beißts mich!“ bis ihm das Mädchen sagt es sei keine Laus sondern ein Mann der ihn schlage. Großschnauzbart springt zornig auf, Bärensohn wirft seinen Kolben weg und entflieht. Er gelangt zu einen Strom, ein Mann der da Weizen wurfelt, nimmt ihn auf seine Schaufel und schwingt ihn hinüber. Großschnauzbart aber ist mit einem Satz über dem Strom. Jetzt rettet sich Bärensohn in den Ranzen eines Mannes, aus dem dieser türkischen Waizen zu säen beschäftigt ist. Als Großschnauzbart heran kommt, sagt ihm der Mann Bärensohn sei längst entflohen, und er muß unverrichteter Sache abziehen. Der Mann der immer eine Hand voll Samen in die Erde streut, die andere in den Mund steckt, vergißt des Bärensohns und steckt ihn mit einer Hand voll Körner in den Mund. Bärensohn springt zwischen den Zähnen herum, bis er sich in einen hohlen Zahn[1] rettet. Als der Sämann Abends heimkommt, verlangt er einen Zahnstocher. Es werden eiserne Stangen gebracht, diese auf beiden Seiten in die Höhlung des Zahns gestemmt und Bärensohn mit einem Druck herausgeschnellt. Der Mann der ihn ganz vergessen hatte, verwundert sich darüber. Bärensohn setzt sich mit zu Tisch und fragt den Wirth warum gerade der eine Zahn hohl sei. Der Wirth erzählt nun eine Geschichte, wie er einmal mit zehn Gesellen, vierzig Pferden und den Salzsäcken die diese getragen, in einer Höhle bei Regenwetter habe übernachten müssen. Morgens seien sie erst gewahr worden, daß was ihnen eine Höhle geschienen, nichts als ein Menschenschädel gewesen. Ehe sie aber noch herausgegangen, sei ein Weinberghüter daher gerannt, der, um einen Vogel zu verscheuchen, den Schädel auf seine Schleuder gelegt und ihn auf ein benachbartes Gebürg geworfen habe. Beim Herabfallen sei ihm der Zahn abgebrochen, in welchem Bärensohn gesteckt habe.

Bis dahin wo der Bärensohn sich verheirathen will, ist es sichtbar unser deutsches Märchen von dem jungen Riesen (Nr. 90),


  1. Gerade mit diesem Zug schildert das Riesenwesen auch das englische Märchen von Jack dem Riesentödter, „ach“, sagt der Königssohn, „wir werden kaum einen hohlen Zahn des Riesen ausfüllen“ (Tabart 3, 14). In dem östreich. Däumling kommt etwas ähnliches vor (vergl. Anmerkung zu Nr. 45).
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_340.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)