Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 369.jpg

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sagt ja, und die Henne willigt ein. Es wird verabredet daß sie den andern Morgen zusammen nach einem Ort in der Nachbarschaft gehen wollen. Die Henne schläft mit ihren Kindern bis zum Hahnenschrei, dann begeben sie sich zu der Katze, die ihr Vorwürfe macht daß sie gewartet habe bis der Tag angebrochen sei. Die Henne begleitet mit ihren Kindern die Katze, aber es dauert nicht lange, so packt die Katze zwei von den Kleinen. „Schwester Katze,“ sagt die Henne, „warum packst du zwei von meinen Kindern?“ „Sie haben noch nicht Kraft genug zu gehen,“ antwortet die Katze, „ich habe sie daher an mein Herz genommen.“ „Wenn du das thust,“ sagt die Henne, „so hat unsere Freundschaft ein Ende.“ „Willst du keine Freundin haben, so kann ich dich nicht heimgehen lassen,“ spricht die Katze, thut einen Sprung und packt den Kopf der Henne. Diese schreit um Hilfe, und als Leute herbei eilen, läßt die Katze sie los und lauft in den Wald. Die Leute sagen ihr sie solle sich in Zukunft vor der Freundschaft der Katze hüten. In dem Ausgang zeigt sich Ähnlichkeit mit dem deutschen Märchen von der Katze und Maus (Nr. 2).

2. Die Störchin und die Kröten. Die Kinder einer Störchin schreien nach Futter und sie kann keins finden. Auf den Rath eines Freundes legt sie sich Morgens früh an einen Bach, streckt Beine und Flügel aus, macht die Augen zu und bewegt sich nicht, als wenn sie todt wäre. Eine Kröte findet sie in diesem Zustand, geht und holt die andern Kröten herbei. Sie packen die Störchin an den Flügeln und Beinen, schleppen sie fort und singen dabei. Nach einiger Zeit öffnet die Störchin die Augen, wie die Kröten das sehen, laufen sie davon, aber die Störchin erhebt sich, läuft hinter ihnen her, verschluckt eine nach der andern und füllt damit ihren Kropf. Dann fliegt sie heim und füttert ihre hungrigen Kinder. Daher, wenn die Kröten in einem Bach quaken und sehen jemand kommen, so sind sie gleich still, weil sie denken der Storch komme. Wahrscheinlich sind Frösche gemeint.

3. Das Wiesel und sein Weib. Das Weib eines Wiesels hat ein Kleines geboren, ruft den Mann und spricht „such mir Zeug zu Kleidern, wie ich sie gerne habe.“ „Was ist das für Zeug?“ fragt der Mann. Die Frau sagt „mir gefällt eine Elephantenhaut.“ Das Wiesel geht zu einem befreundeten Vogel und fragt ihn wie es zu einer Elephantenhaut kommen könne. Der Vogel sagt „ich will dich eine List lehren, wie du dazu gelangen kannst. Bitte den Mistkäfer, den

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_369.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)