Seite:Kinder und Hausmärchen Grimm 1843 I 131.jpg

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es schlüge sie alle todt, und liefen in einer Hast fort.

Das Schneiderlein zog weiter, immer seiner spitzen Nase nach. Nachdem es lange gewandert war, kam es in den Hof eines königlichen Pallastes, und da es müde war, so legte es sich ins Gras, und schlief ein. Während es da lag, kamen die Leute, betrachteten es von allen Seiten, und lasen auf dem Gürtel „siebene auf einen Streich!“ „Ach,“ sprachen sie, „was will der große Kriegsheld hier mitten im Frieden? Das muß ein mächtiger Herr sein.“ Sie giengen und meldeten es dem König, und meinten wenn Krieg ausbrechen sollte, wäre das ein wichtiger und nützlicher Mann, den man um keinen Preis fortlassen dürfte. Dem König gefiel der Rath, und er schickte einen von seinen Hofleuten an das Schneiderlein ab, der sollte ihm, wenn es aufgewacht wäre, Kriegsdienste anbieten. Der Abgesandte blieb bei dem Schläfer stehen, wartete bis er seine Glieder streckte und die Augen aufmachte, und brachte dann seinen Antrag vor. „Eben deshalb bin ich hierher gekommen,“ antwortete er, „und bin bereit in des Königs Dienste zu treten.“ Also ward er ehrenvoll empfangen, und ihm eine besondere Wohnung angewiesen.

Die Kriegsleute aber waren dem Schneiderlein aufgesessen, und wünschten es wäre tausend Meilen weit weg. „Was soll daraus werden?“ sprachen sie untereinander, „wenn wir Zank mit ihm kriegen, und er haut zu, so fallen auf jeden Streich siebene. Da kann unser einer nicht bestehen.“ Also faßten sie einen Entschluß, begaben sich allesammt zum König, und baten um ihren Abschied.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1843). Göttingen 1843, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1843_I_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)