Seite:Klaus lehranstalt 09.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ungeordnete. Auch beschwere sich der Lektor, dass er Logik und Physik für die absolvierten Logiker und für die absolvierten Rhethoriker zugleich geben müsse.

Es wird wohl hier der Ort sein, dass wir einiges über den Lehrplan mitteilen, den die Franziskaner in ihren Schulen einhielten. Im Jahre 1776 erschien nämlich ein ordo docendi, der sich mit allen Schulen befasst, welche die oberdeutsche Provinz unterhielt oder an denen Mitglieder von ihr lehrten. Derselbe sucht dem Vorwurf entgegenzutreten, dass die Ordensschulen nur dem eigenen Ordenssystem angepasst seien und nicht das öffentliche Wohl im Auge haben. Es wird deshalb der Grundsatz an die Spitze gestellt: In optimarum artium studiis sive publice sive privatim docendis nulla partium studia nullasve privati commodi rationes sequamur, sed aut supremorum Imperantium ordinationibus aut hisce deficientibus celebriorum, quibus Lycaea Gymnasiaque nostra proxime adjacent, Academiarum regulis conformemur.“ Da bezüglich der Klassenzahl an den verschiedenen Gymnasien Ungleichheit herrschte, so wurde dem Studienplan die mittlere Zahl von 5 Klassen – Rudimenta, Grammatica, Syntaxis, Rhetorica I et II – zu Grunde gelegt mit der Bestimmung, dass da, wo 6 Klassen sein sollen, die Syntaxis in 2 Klassen geteilt werde. Im 2 jährigen philosophischen Studium soll mit der Geschichte der Philosophie begonnen, sodann Logik und Metaphysik (Ontologie, Kosmologie, Psychologie und theologia naturalis) als theoretische Philosophie und hierauf die Ethik als praktische Philosophie gelehrt werden; weitere Lehrgegenstände bilden noch Mathemathik und Physik. – Der spezielle Lehrplan für jede Klasse (s. Eubel, Gesch. der oberd. M. S. 315) war folgender: Classis prima tradet 1. doctrinam christianam 2. introductionem in linguam latinam, 3. der deutschen Sprache Rechtschreibung, Abänderungen und Abwandlungen, 4. graecae legendae et declinationum principia 5. historiam sacram vet. et nov. foederis, 6. introductionem generalem in geographiam et specialem Europae, 7. arithmetices species simplices.

Classis secunda explicabit 1. doctrinam christianam, 2. latinae linguae regulas necessarias, 3. der deutschen Wörter Fügung, schriftliche und mündliche Uebersetzung aus dem lateinischen ins deutsche 4. graecarum declinationum progressus et verbum auxiliare eimi 5. historiam monarchiae Assyricae, Persicae et Graecae 6. geographiam de regnis Britanniae, Daniae et Norvegiae cum reliquis septentrionalibus, 7. historiae naturalis ideas de primariis corporum proprietatibus, 8. arithmetices species compositas.

Classis tertia exponet 1. doctrinam christianam 2. linguae latinae puritatem et svntaxin ornatam, 3. regulas de ratione scribendi literas et narrationes componendi, 4. poëseos faciliora principia, 5. Regeln von Briefen und Erzählungen, Gellert’s und Braun’s Briefe, Nachahmungen über selbe, auch der Tonmessung Füsse, Versarten und einige Regeln, 6. conjugationes verborum graecorum act. et pass. 7. antiquitates Graecanicas, 8. geographicas ideas de Portugallia, Hispania, Gallia, Belgio et Helvetia, 9. historiam naturalem de quatuor elementis eorumque phaenomenis, 10. arithmeticam in numeris fractis.

Classis quarta docebit 1. doctrinam christiano-moralem de officiis hominis in genere, 2. rhetoricae progymnasmata et leviores eloquentiae species, ut sunt narratio, thema, chria, 3. elegantiores artis poëticae regulas de elegiaca, pastorali, epigrammatica, lyrica et didactica poësi, 4. erstere Regeln der deutschen Redekunst, Erzählungen und Schilderungen nach den besten deutschen Mustern, unterschiedliche Versarten, Fabeln, Schäfer- und Lehrgedichte, 5. conjugationes verbi medii et verborum in mi, 6. historiam de imperatoribus Romanis usque ad Carolum M., 7. geophia praecognita de Italia, Hungaria, imperio Turcico et reliqua Asia, Africa atque America, 8. antiquitates Romanas, 9. mythologiam seu historiam de graecia fabulosa, 10. arithmeticae regulas trium directam et inversam quinque positionum et societatis.

Classis quinta explanet 1. doctrinam christiano-moralem de officiis hominis in specie, 2. rhetoricam sacram et profanam, additis gravioribus eloquentiae regulis de inventione, dispositione etc., 3. poëseos heroicae ac satyricae gustum ex Virgilii Aeneide, Horatii ac Iuvenalis satyris, 4. erhabene Züge der Redekunst, Uebersetzungen aus Cicero ins Deutsche, Fortsetzung der Tonmessung aus der Sammlung der besten Muster, 5. graecam syntaxin 6. historiam imperii occidentalis a Carolo M. usque ad G.R. Josephum II, 7. geographiam de X Germaniae circulis, 8. elementa rei nummariae et diplomaticae, praevias genealogiae et palaeographiae notiones, 9. arithmeticae progressiones et proportiones, 10. praecepta pulchri, die Hauptgrundsätze der schönen Wissenschaften und Künste, philosophiae prodroma distinctius in parte practica enodanda.

Nach dieser kleinen Abschweifung wollen wir den geschichtlichen Faden wieder aufnehmen. Im Jahre 1789 mussten nach beendetem Studienjahr die Noten der Studierenden dem Magistrat eingereicht werden, ohne dass zu finden ist, warum dies verlangt wurde oder welche Folge gedachtes Verlangen hatte. Aus dem gleichen Jahre ist auch eine neue Schulordnung vorhanden „GymnasistenGesetze der Reichsstadt Schwäb. Gmünd.“ Sie behandelt: 1) Die Pflichten gegen die Religion, 2. gegen die Schule. Mit allem Nachdruck wird ein fleissiger Schulbesuch gefordert, und wer ohne Erlaubnis seines Lehress 3 ganze Tag die Schule nicht frequentiert oder ausser der Stadt zu seinen Anverwandten verreist und innerhalb dieser Zeit nicht wieder zurückkehrt, wird entweder mit der schwersten Strafe belegt oder ganz aus dem Gymnasium ausgeschlossen werden. Um den Eifer zum Studieren noch mehr anzufachen, und das Gymnasium von den „praecise unfähigen“ Köpfen zu reinigen, die mit der Zeit dem Staat zur Last werden könnten, sollen diejenigen, welche am Ende des Jahres in der öffentlichen und heimlichen Prüfung nicht sattsame Beweise ihres Fleisses und ihrer Fähigkeiten ausweisen, in keine höhere Klasse aufsteigen. Ebenso sollen die Anfänger der lat. Sprache, bevor sie in die 1te Klasse aufgenommen werden, nach ihren Grundsätzen geprüft werden. Erweisen sie sich als unfähig, so werden sie noch ein Jahr zurückgewiesen. Denn wer in Erlernung der ersten Grundsätze hängen bleibe, der werde in jedem Fach nur ein Stümper. 3) werden die Gesellschaftspflichten vor Augen gestellt. Alles, wodurch gute Sitten verdorben werden, soll vermieden werden, so namentlich auch der Umgang mit rohen Leuten, von denen Studenten, die sich doch sowohl an Reinigkeit der Sprache als Reinheit der Sitten über den Schlag des gemeinen Pöbels hinaussetzen müssen,