Seite:Klaus lehranstalt 14.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

geben. Die Einteilung des Unterrichts bleibt dem Direktor Messerschmied unter Rücksprache mit den übrigen Lehrern überlassen. Von dem uns schon bekannten französischen Sprachmeister Hönig heisst es: „Sollte in Ansehung seiner Person oder seines Unterrichts sich ein Anstand ereignen, so erwarten wir von dem Cooperator Vogt und dem Direktor den ungesäumten Bericht hierüber, indem wir nicht zuzugeben vermögen, dass der Hönig das Salar beziehe und dafür seine Schuldigkeit nicht erfülle.“

In einem Erlass des geistlichen Rats vom 12. Febr. 1811 wird dann dem provisorischen Direktor Messerschmied aufgegeben, die beiden Präzeptoren Schonter und Reuter mit der griechischen Sprache in einigen Privatstunden bekannt zu machen. (Von Messerschmied befinden sich noch verschiedene Klassikerausgaben in der Anstaltsbibliothek, die er der Lateinschule vermacht hat und die mit seinem Monogramm versehen sind.)

Die Ueberlassung des Franziskanerklosters für Schulzwecke war keine definitive, sondern eine allzeit wiederrufliche Gnade. Deswegen wandte sich die Stadt in dieser Angelegenheit an König Friedrich, und durch höchsts Entschliessung vom 23. Febr. 1816 wurde das Kloster samt der Kirche der Stadt gnädigst geschenkt. Ebenso erbat sich die Stadt den Klosterfonds, der provisorisch der Kameralverwaltung zur Administration übergeben worden war, und erhielt ihn, jedoch unter der Bedingung, dass sie alle auf diesem Fonds ruhenden Lasten, sowie die Unterhaltung der Lehranstalt und der 2ten Stadtkirche übernehmen sollte.

Nachdem so die äusseren Verhältnisse geordnet waren, erfolgte im Jahre 1820 durch den K. Studienrat die definitive Organisation der Anstalt, und zwar wurde der Gang des Unterrichts nach dem Lehrplan für das untere Gymnasium in Ellwangen gestaltet und von den Lehrern in Gmünd durchberaten. Das Resultat dieser Beratung wurde dem Pädagogarchen Weckherlin zur Begutachtung vorgelegt, und nach den von ihm gemachten Bemerkungen verbessert traten die Unterrichtsvorschriften in Wirksamkeit. Die Anstalt wurde auf 3 Klassen beschränkt, von denen jede 2 Abteilungen umfasste.

Als örtliche Aufsichtsbehörde wurde ein Scholarchat eingesetzt, welches bestand aus dem gemeinschaftlichen Oberamt, dem Stadtvorstand, dem evang. Stadtpfarrer, dem bisherigen Schul-Commissär Kaplan Vogt, dem Stadtpfleger, Stiftungsverwalter und Oberpräzeptor. Das Scholarchat hat sich die Erhaltung und fortschreitende Vervollkommnung der Schulanstalt nach ihren inneren und äusseren Verhältnissen zur Pflicht zu machen. Demselben sind alle Haupt- und Nebenlehrer untergeordnet, es führt die Oberaufsicht über die Sitten und Amtsführung derselben. Diese Behörde hat die Verpflichtung, den Semestralprüfungen anzuwohnen und am Schlusse des Jahres den Durchgang vorzunehmen. Dieselbe kann, so oft es für nötig erachtet wird, eine Visitation anordnen und einem oder mehreren Mitgliedern den Auftrag erteilen, dem Unterricht von Zeit zu Zeit anzuwohnen. Der Oberpräzeptor ist beständiges Mitglied des Scholarchats und die nächste Aufsichtsbehörde der Anstalt.


Im Jahre 1823 wurde der Versuch gemacht unter dem hochklingenden Namen „polytechnische Lehranstalt“ eine Art Real- oder Fortbildungsschule zu gründen, die aber nicht von langer Dauer war.

Die „neue Nationalchronik der Teutschen“ bringt in Nro. 52 vom 27. Dez. 1823 folgenden Bericht über dieselbe:

„Die polytechnische Lehranstalt in Gmünd.“
(Eingesandt.)

Gmünd im Dez. 1823. Da schon in mehreren öffentlichen Blättern, namentlich im Schwäb. Merkur und in dem Intelligenz-Blatte des Jagstkreises von der hier eröffneten polytechnischen Lehranstalt die Rede gewesen ist, so kann es dem Publikum nicht uninteressant sein, nähere, die früheren Bekanntmachungen zum Teil berichtigende Nachrichten von der Entstehung, den Bestrebungen und dem gegenwärtigen Zustande dieses Instituts zu erhalten. Als die Geburt des Kronprinzen die Herzen aller Württemberger mit Dank gegen die Vorsehung und mit inniger patriotischer Freude erfüllte, und diese Empfindungen sich an vielen Orten durch Errichtung bleibender Denkmale aussprachen, brachte der hiesige Advokat Hr. Dr. Dangelmaier die Idee in Anregung, dass zur fortdauernd bestehenden Feier der beglückenden Hoffnung, die Gott dem angebeteten Könige und dem Vaterlande geschenkt, nach dem Beispiele von Baiern ein polytechnischer Verein zur Beförderung der Künste und Gewerbe, besonders durch Herausgabe eines Kunst- und Gewerbeblatts gebildet und damit eine polytechnische Lehranstalt zur Unterweisung aller des Unterrichts Bedürftigen und Verlangenden in den für die praktischen Richtungen des Gewerblebens interessanten Kenntnissen vereinigt werden möchte. Als Lehrgegenstände wurden namentlich bezeichnet: Mathematik, Technologie, technische Chemie, Naturlehre und Naturgeschichte, Bierbrauerei und Branntweinbrennerei, Baukunst, Maschinenlehre, Handelswissenschaft, kaufmännische Rechenkunst, Waren- und Produktenkunde, Geographie und Geschichte, franz. und lat. Sprache, Kameralwissenschaft, Land- und Forstwirtschaft, Tierheilkunde und Landesgesetzgebung. Der Antrag des Hrn. Dangelmaier fand in einem Kreise patriotischer Männer Beifall und Unterstützung, indem sie sich nicht nur zu unentgeltlicher Unterrichtserteilung erboten, sondern auch im Verein mit ihm und dem Obmann des Bürgerausschusses höchsten Orts in einer Eingabe die Erlaubnis zur Errichtung einer polytechnischen Lehranstalt nachsuchte, welche Erlaubnis unter der Beschränkung auf ein Privatinstitut erteilt wurde. Am 1. Juli d. J. erfolgte die Eröffnung des Unterrichts mit 30 Schülern. Die Lehrfächer wurden so verteilt, dass Herr Dangelmaier die Landwirtschaft und die Gesetzgebung, Herr Zeichnungslehrer Baumeister die bürgerliche Baukunst und Maschinenlehre, Herr Revierförster Köhle die Forstwirtschaft, Herr Präzeptor Striter die Naturgeschichte, Herr Sprachlehrer Hönig das Französische, Herr Taubstummenlehrer Alle die Technologie, Herr Schullehrer Dreher die Mathematik, Herr Canonikus Reiss die lat. Sprache, Herr Kaufmann und Kontrolleur Stahl die kaufmännische Rechenkunst und Buchhaltung und Herr Kaiser die Bierbrauerei übernahm. Herr Dangelmaier wurde einmütig zum Vorstand gewählt