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533 Romains – Röntgenstrahlen 534

Landschaft Emilia, gehörte bis 1860 zum Kirchenstaat.

Romains, Jules, frz. Dichter, *1885, Hauptvertreter der „unanimist. Schule“: „Jedes Einzelwesen ist Glied eines allumfassenden Lebens“.

Roma locuta, causa finita, „Rom (= die Kirche, der Papst) hat gesprochen (entschieden), die Frage ist erledigt“.

Roman, künstler. geformte (längere) Erzählung mit größerer Weite des Blickfeldes.

Romancero, Romanzenbuch.

Romancier, Romanschriftsteller, auch Romanzendichter.

Romanen, die Romanisch redenden Völker: Italiener, Spanier, Portugiesen, Franzosen, Rätoromanen, Rumänen.

Romania, rumän. Name für Rumänien.

Romanische Kunst (↑ Taf. Sp. 584), die in Italien, Frankreich, Deutschland und den von hier beeinflußten Ländern seit etwa 900 blühende, v. der altröm. abhängige Kunst, schließt sich in Italien an die frühchristl., im N an die karoling. Kunst an, wird um 1150 in Frankr. v. der got. Kunst abgelöst, herrscht in Deutschl. bis ins 13. Jh. u. wirkt in Rußland bis ins 16. Jh. nach. Monumental-geschlossene Wucht der Baukörper; ornamentale, oft bunte Gliederung der Flächen; phantast. Ornamentik (Tiere, Fratzen); primitive Ausdruckskraft der Menschendarstellung in Plastik u. Malerei. Lit.: Hauttmann, Die Kunst des frühen MA (1929).

Romanische Sprachen, Sprachen d. ↑ Romanen, entwickelten sich aus gesprochenem Latein, der Volkssprache (Vulgärlatein) der altröm. Provinzen.

Romanist, Erforscher

1) des Römischen Rechts;
2) der ↑ Romanischen Sprachen u. Kulturen.

Romanisten, Gruppe holl. Maler des 16. Jh., die die ital. Formenwelt mit der holl. verquicken wollte.

Romano, Giulio,Giulio Romano.

Romanones, Alvaro de Figueroa y de Torres, Graf v., *1863, 1912–13, 1915, 1917 u. 1918/19 span. Min.-Präs., Gegner Primos de Rivera; deutschfeindlich.

Romanow, russ. Zarengeschlecht 1613 bis 1730. Aus der weibl. Linie herrschte Elisabeth bis 1762, dann, mit ihrem Neffen Peter III. beginnend, das Haus Holstein-Gottorp (1762–1917).

Romantik, in der Kunst u. Lit. (↑ Deutsche Literatur; ↑ Englische Literatur; ↑ Französisch) die Loslösungsbestrebungen vom ↑ Klassizismus Anfang des 19. Jh. In der Malerei Betonung des Stimmungsgehaltes.

Romanze,

1) episch-lyrische Dichtgattung; oft Ballade;
2) schwärmer. Instrumentalstück.

Romauntsch = Rätoromanisch.

Römer.

Römer, meist grünes od. braungoldiges Rheinweinglas mit hohem Fuß u. bauchigem Kelch.

Römer, Rathaus in Frankfurt a. M.

RömerbriefBibel.

Römerzüge (Romfahrten), Heerzüge der dt. Könige zur Kaiserkrönung nach Rom; zuletzt 1452 Friedrich III.

Römische Frage, Konflikt, der durch Besetzung des Kirchenstaats in Rom durch den ital. Nationalstaat (1870) entstand. Diese Aufhebung seiner weltl. Macht erkannte der Papst nicht an. Die R. wurde 1929 durch den ↑ Lateranvertag mit der ital. Regierung („Römischer Frieden“) beigelegt.

Römische Kunst (↑ Taf. Sp. 585). In der Zeit der Republik (bis 31 v. Chr.) verdrängt den etrusk. Tempel der grch., im 3. Jh. stark unter kleinasiat. Einfluß, ion. u. korinth. Stil. Z. Z. der ersten Kaiser herrscht d. Klassizismus, Entlehnung Mass. Formen aus dem 5. u. 4. Jh. Verbindung v. Bogen u. Säule. Die Plastik meist Kopien nach grch. Mustern; hervorragende Porträte, Gemmen u. Kameen. Von Hadrian bis Konstantin (3. u. 4. Jh.) neue Glanzperiode mit Wirkungen ins Übermächtige und Massive, die sog. „Reichskunst“. Die Plastik mit ungeheuren Dimensionen verfällt rasch. Lit.: H. Koch, R. (1925).

Römische Literatur. Archaische Periode (250–80 v. Chr.) beginnt mit Übertragung v. Tragödien u. Komödien aus dem Grch.; auch Terenz. Plautus wagt die Vorbilder röm. umzufärben. Das Epos wendet sich bald nationalröm. Stoffen zu, ebenso Tragödie und Komödie. Eigenartig die von Lucilius ausgebildete Satire u. das Lehrgedicht des Lukrez.

Klass. Periode (Goldenes, Augusteisches Zeitalter) bis zum Tod des Augustus. Die Poesie kehrt sich v. großen Formen ab. Im Drama blüht der Mimus; das Epos u. die Versdichtung pflegen Catull, Tibull, Properz, Ovid; höchste Blüte mit Horaz u. Vergil. Die Prosa gewinnt an Bedeutung durch die Geschichtsschreiber Sallust, Cäsar u. Livius u. erreicht ihren Höhepunkt in der Rhetorik Ciceros.

Silbernes Zeitalter (bis etwa 120 n. Chr.). Rhetorik ist nun Kennzeichen aller Literatur, der Geschichtsschreibung des Vellejus wie des künstlerisch alle überragenden Tacitus, der Enzyklopädie Plinius’ d. Ä. u. der philos. Schriften Senecas. Gleichfalls von ihr beeinflußt sind d. Epen Lucans, Tragödien Senecas, Satiren von Persius und Juvenal, Romandichtung Petrons, die Schriften Quintilians.

Die Spätzeit (Ehernes Zeitalter) weist neben jurist, und christl. Fachschriften wenig bed. Werke auf: Apulejus (Romane), Geschichtsschreiber Suetonius, Ammianus Marcellinus, Ependichter Claudian.

Lit.: H. Joachim, Gesch. der R. (19143).

Römischer FriedenRömische Frage.

Römischer König, im alten dt. Reich der bei Lebzeiten des Kaisers gewählte Nachfolger.

Römisches Recht. Unter Kaiser Justinian I. entstand das Corpus juris civilis od. Codex Justinianus in vier Teilen: Institutionen, Lb. zur Einführung der Studierenden; Digesten od. Pandekten, über 9000 Auszüge aus Schriften röm. Rechtsgelehrter; Codex, Sammlung v. über 4000 Erlassen röm. Kaiser v. Hadrian bis Justinian; Novellen, Sammlung v. 168 nach Abschluß des Codex ergangenen Erlassen Justinians. Dieses Gesetzbuch wurde durch Rezeption im 15. Jh. geltendes Recht in Deutschland.

Römisches Reich. Die älteste Geschichte Roms ist sagenhaft. Aus den Einwanderern entstanden die Plebejer, die mit den alten Geschlechtern (Patriziern) in Konflikt gerieten. Servius Tullius (578–534) nahm die Plebejer in das Volk auf. 510 wurde Tarquinius Superbus gestürzt, Rom Rep., die Leitung hatten zwei Konsuln (auf ein Jahr aus den Patriziern gewählt). Die Plebejer setzten 471 das Volkstribunat, 451–450 die Aufzeichnung der Gesetze durch die Dezemvirn („Zehnmänner“) durch. Ausdehnung Roms über Italien; drei Samniterkriege (343–341, 326–304, 298–290): Latiner, Samniter, Etrusker, Umbrer besiegt, bis 266 Mittel- u. Unteritalien unterworfen, Karthago in 3 ↑ Punischen Kriegen vernichtet, 148 Mazedonien, 146 Griechenland, 133 Spanien unterworfen. Marius besiegte die Zimbern und Teutonen, unterlag aber im Bürgerkrieg Sulla, der 82–79 diktatorisch regierte. Pompejus machte Pontus, Kilikien u. Syrien zu röm. Provinzen u. bildete mit Cäsar u. Crassus das 1. Triumvirat. Cäsar unterwarf 58–51 Gallien, schlug Pompejus 48 bei Pharsalus u. wurde Alleinherrscher, aber 15. 3. 44 v. der Senatspartei ermordet. Die Mörder unterlagen 42 bei Philippi dem 2. Triumvirat (Antonius, Octavianus, Lepidus). Octavianus schlug Antonius 31 bei Actium u. wurde Alleinherrscher (seit 27 „Augustus“); 35–15 wurden Pannonien, Mösien, Rätien unterworfen; die Besetzung Germaniens mißlang 9 n. Chr. Tiberius (14–37) übte despot. Willkür, Caligula (37–41) war grausamer Despot, Nero größenwahnsinnig. Flavius Vespasianus (69–79) erneuerte die Staatsordnung, Titus (79–81) war menschenfreundlich, Domitianus (81–96) Despot, Trajanus (98–117) unterwarf Dacien, Arabien, Armenien, Mesopotamien, Assyrien. Hadrianus (117–138) war friedliebend, Marc Aurel (161–180) kämpfte unglücklich gegen die Markomannen. Das Heer setzte Kaiser ein u. ab. Aurelianus († 275) überließ Dacien den Goten, Diocletianus (284–305) festigte den Militärdespotismus. Constantinus (324–337) d. Gr. machte Byzanz zur Hptst. u. erkannte 325 das Christentum an. Theodosius († 395) teilte das Reich endgültig. Die Westgoten nahmen 410 Rom, Odoaker stürzte 476 den letzten Kaiser. ↑ Byzantinisches Reich, ↑ Italien, ↑ Deutsches Reich (Sp. 113).

Römisches Reich Deutscher Nation, 968–1806 amtl. Name des dt. Reichs.

Romney, George, engl. Bildnismaler, 1734–1802.

Romsdal, großartige Gebirgslandschaft im westl. Norwegen, im R.shorn 1556 m.

Romulus u. Remus, Zwillinge, sagenhafte Gründer Roms, dessen erster König 753–716 v. Chr. Romulus gewesen sein soll, Söhne v. Mars u. Rea Silvia, ausgesetzt, v. Wölfin gesäugt.

Roncesval(les), D. in den span. Pyrenäen, 142 E. Im Pyrenäenpaß v. R. fiel 778 Roland.

Ronde, Posten usw. prüfender Offizier.

Rondel (Rondell), Rundturm, Bastei; Rundbeet.

Rondo, musikal. Satzform, bei der ein Hauptthema zw. verschiedenen Nebenthemen wiederkehrt.

Rondorf, D. bei Köln, 13 000 E.

Ronkalische Felder, nordital. Ebene am Po, seit 11. Jh. Heeres- u. Reichsversammlungen dt. Könige.

Rönne, dän. Hafenst, auf Bornholm, 10 500 E; keram. Ind.

Ronneburg, ostthür. St., 7600 E.

Ronsard, Pierre de, frz. Dichter, 1524–1585; „Odes“, Nationalepos „Franciade“.

Ronsdorf, St. im nördl. Rheinland, 15 000 E.

Röntgen, Wilh. v., Physiker, 1845–1923, entdeckte 1895 die R.strahlen.

Röntgenkontrastmittel, für den Körper unschädliche, für Röntgenstrahlen undurchlässige Stoffe.

Röntgen-Röhre.

Röntgenstrahlen, sehr kurzwellige elektromagnet. Wellenstrahlung, wesensgleich der gewöhnlichen Lichtstrahlung. Entstehung: Kathodenstrahlen treffen in fast luftleerer Entladungsröhre auf ein Hindernis (Antikathode), dadurch entstehen R., die von der Antikathode ausgehen; R. sind unsichtbar, erregen Fluoreszenz (deshalb Fluoreszensschirme zur Betrachtung durchleuchteter Objekte) und Phosphoreszenz, wirken photographisch, werden wegen ihrer klein. Wellenlänge von Holz, dünnen Metallschichten fast ungeschwächt durchgelassen, von Knochen weniger als von Muskeln. Die R. stammen v. den innersten Elektronen der ↑ Atome. R. dienen in der Medizin:

1) diagnostisch zum Nachweis v. (metall.) Fremdkörpern, Knochenbrüchen, zum Erkennen v. Veränderungen des Skeletts, v. Lungen-, Herz-, Magen-. Darmkrankheit., Nierenleid., Gehirn-, Rückenmarksgeschwülsten;
Empfohlene Zitierweise:
Meyers Blitz-Lexikon. Die Schnellauskunft für jedermann in Wort und Bild., Leipzig 1932, Spalten 533–534. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LA2-Blitz-0317.jpg&oldid=- (Version vom 10.9.2022)