Seite:Laster der Unzucht (Oest) 027.jpg

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nicht begehen, nicht begehen können, werden sie von kurzsichtigen Eltern geliebt. Man traut ihnen so viel zu, daß man eine genaue Aufsicht über sie eben nicht für sehr nothwendig hält. Unglückliche Eltern, wie oft wurdet ihr durch eure unglücklichern Kinder getäuscht! Wie mancher Knabe welkte in seiner ersten Blüte dahin, und ihr betrauertet ihn, als einen guten Knaben, den der Himmel früh abforderte.

Statt euch hierüber vieles vor zu deklamiren, will ich euch dringend bitten: gebt genau Acht auf eure Kinder, auf alle ihre Neigungen und Handlungen! Mancher unter euch wird auf Entdeckungen gerathen, die ihn bestürzt machen, aber die ihn vor einer größern Betrübniß bewahren können.

In der Regel muß man bei allen Kindern dieses Laster argwöhnen, denn die nemlichen Veranlaßungen, die bei einem möglich sind, finden bei allen statt, und die Gefahr ist zu groß, als daß man nicht immer gewiß zu werden suchen sollte, wie ferne oder nahe sie sey. Sehen wir auf Verführung, sehen wir auf nahe Möglichkeiten, durch kleine Zufälle auf dieses Laster gerathen zu können, so erhalten wir tausend Winke, auf unserer Hut zu seyn. Ich kenne manche

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_027.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)