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hervorragenden Männern.

Daheim konnte und musste unterdessen dem Kirchenbau näher getreten werden. Zunächst galt es einen geeigneten Bauplatz zu finden. In aller Stille hatte ich gesucht und verschiedene Plätze förmlich studiert. Als ich den richtigen glaubte gefunden zu haben, ging ich zu dem Eigenthümer und kaufte den Platz auf meinen Namen um 800 Gulden. Das war eigenmächtig, zwar gut gemeint, da ich in aller Stille den Besitz des Platzes sichern wollte, aber doch recht unklug, weil ich nicht bedachte, dass bei der Wahl eines Kirchenbauplatzes viele Berufene mitreden dürfen und noch mehr Unberufene mitreden wollen. Mein Vorgehen rief einen Oppositionssturm hervor und mein sorgsam gewählter, schöner Platz wurde so schlecht gemacht und von so viel angesehenen Leuten verworfen, dass ich mich fast meiner Wahl und meines Kaufes geschämt hätte, wenn ich nicht gar zu allseitig und gründlich die Vorzüge des Platzes erwogen gehabt hätte. Ich gab darum nicht nach und hatte die Genugtuung, dass nach genauer Prüfung aller sonstigen Vorschläge - der Regierungspräsident hatte persönlich Einsicht genommen - der von mir gekaufte Platz fast einstimmig vom Presbyterium und der Kirchenbaukommission angenommen und von den Behörden genehmigt wurde.

Unterdessen hatte der grossh. hessische Baurath Weyland, der Bruder unseres Presbyters, einen sehr schönen Plan für die Kirche im romanischen Stile unentgeltlich gefertigt. Das Ministerium genehmigte die Ausführung desselben nicht, sondern schrieb die Ausführung eines Planes im sogen. neumünchener Stile mit dem sogen. gothischen Eselssattel vor. Wir konnten den Beginn des Baues nicht hinausschieben, da uns der Betsaal bereits gekündigt war, und so schritten wir denn zur Ausführung des vorgeschriebenen bezw. aufgezwungenen Planes. Ein zu Schnappach wohnender preussischer Grubenbaumeister, Karl Schultheiss, übernahm unentgeltlich die Bauleitung. Auf seinen Rath übernahm das Presbyterium die Lieferung der Haupt-Baumaterialien in Regie. Der Rat war gut, brachte mir aber eine schwere und ärgervolle Arbeitslast. Wer einen Bau ausführt, muss sich unausbleiblich vielfach ärgern, aber wer dabei noch einen Steinbruch betreiben,

die Beifuhr der Materialien zu überwachen, Kalk und Holz

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Ernst Krieger: Lebenserinnerungen des Ernst Krieger, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebenserinnerungen_(Krieger)_057.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)