Seite:Leo Kriegserinnerungen 24.jpg

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Schlacht bei Beaune la Rolande, in der Nähe von Orleans, am 28. November mitgeschlagen. Da war Anton Rasper, einer unsrer Freunde, der schon bei Ausbruch des Krieges Soldat war, gefallen, mit der Fahne in der Hand, die 30 Kugellöcher hatte. Danach war Orleans genommen worden und wir wussten, dass das Regiment in der Nähe von Blois lag und uns erwartete. Dahin mussten wir also marschieren.

Zunächst blieben wir in Troyes. Zwei Stunden mussten wir auf Quartierbillets warten: ich kam in Quartier zu einem Gärtner vor der Stadt, zusammen mit Heinrich Lohmann, der auch noch öfter vorkommen wird. Wir hatten beide 4 Zoll 2 Strich und standen immer im Gliede zusammen, kamen daher auch, wenn nach der Reihenfolge abgeteilt wurde, oft ins Quartier zusammen. Er war ein blonder Westfale, aus Bielefeld, Mediciner im zweiten Semester, etwas eckig und von wenig Worten, aber kräftig und geschmeidig, ein guter Turner und zu allen Hantierungen geschickt. Wer im Felde mit ihm zusammen lag, brauchte ums Kochen nicht zu sorgen, und später, als es wieder Stuben mit Oefen gab, konnte er heizen wie ein Calefactor. Darum war er der Liebling der Compagnie. Wir beiden waren sehr verschieden von einander, vertrugen uns aber doch recht gut. Vor einigen Jahren habe ich ihn in Göttingen wiedergesehn, als beleibt und grau gewordenen Sanitätsrat; so lebt er in seinem alten Bielefeld und hat nicht geheiratet. Wir sind also immer noch recht verschieden, freuten uns aber wirklich

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Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_24.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)