Seite:Literarischer Verein Stuttgart IX 035.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eingeräumt werden, welche sich mit der Vorsorge für den Leib beschäftigen, und uns somit einen Blick in die culinarische Thätigkeit jener Zeiten werfen lassen. Es wird hiedurch eine Lücke ausgefüllt, welche in der Lebensauffassung derselben nach den bisher gegebenen Denkmälern nothwendig stattfinden musste. Unsere erste Sammlung beginnt und endet mit munteren launigen Ergüssen, aus denen des unbekannten Sammlers Absicht hervorblickt, sich des Lesers Verzeihung dafür zuzusichern, dass er auf so geringfügige Dinge, als da sind Essen und Trinken, so viele Mühe und Zeit verschwendet habe. Allerdings hat unser Sammler diese Art Schamhaftigkeit mit allen Schriftstellern gemein, welche diesen Gegenstand behandeln. Es scheint, als käme sie bei dem Gedanken: natura paucis contenta! eine gewisse Furcht an, sich gegen das hieraus fliessende Gesetz der Mässigkeit durch ihre Arbeiten zu versündigen. Uns will im Gegentheil bedünken, solche Schriftsteller dürften mit offenem Visier und lachendem Munde erscheinen, während Andere, die mit Selbstgenügsamkeit auftreten, vielmehr Ursache hätten zu erröthen. Ganz unumwunden und trocken treten die Meister auf, welche sich bewusst sind, durch ihre Spitzfindigkeit etwas zur Vermehrung des Druckes jener Schraube beigetragen zu haben, durch welche das zur Fortbewegung der Staatsmaschine nöthige Oel aus der untergebreiteten Materie mit steigender Kraft gepresst wird. Freilich wäre die heitere Behandlung eines so trüben, und meist geflissentlich in Dunkel gehüllten Gegenstandes eine grausame Ironie; da die humoristische Besprechung der culinarischen Kunst im Gegentheil den an sich angenehmen Gegenstand noch verschönert, gleich der geist- und würzvollen Unterhaltung, welche die beste Würze eines frohen Males ist. Ferne davon, dass von eingehender und freier Besprechung der Speise- und Trankbereitung auf die leckerhafte Natur des Besprechers zurückgeschlossen werden könnte, so dass man dadurch gleichsam ein Recht bekäme, ihn unter die „dediti corporis

Empfohlene Zitierweise:
Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart (Band IX). Stuttgart, 1844, Seite IV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Literarischer_Verein_Stuttgart_IX_035.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)