Seite:Literarischer Verein Stuttgart IX 073.png

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gefunden davon abzugehen. Dagegen mochte ich nicht unterlassen, Einiges, was mir für den bequemen Gebrauch dort noch zu fehlen schien, hier beizufügen: ein Verzeichnis der Strophenanfänge nach dem Reime[1] und stæte Verweisung auf v. d. Hagen’s Sammlung der Minnesinger sowie auf die Ausgaben des Walther, Wolfram und Hartmann von Lachmann und Haupt. Der Beginn eines neuen Tones ist durch Einrücken der ersten Zeilen und einen grœßeren Anfangsbuchstaben kennbar gemacht; und diejenigen Strophen, die nur einmal überliefert zu sein scheinen, habe ich nach Lachmann’s Vorgang mit einem Sterne (*) bezeichnet. Die Abkürzungen sind im Allgemeinen dieselben, wie in der Weingartner Hs., und die wenigen neu hinzugekommenen sind an und für sich verständlich und bedürfen keiner besonderen Erklærung. Nur Eine Abkürzung, die aber bloß zu Anfang erscheint, nämlich das mit dem d verschlungene e (d’) konnte im Drucke nicht wol deutlich gesetzt werden und wurde daher aufgelœst. In allem Übrigen war buchstäbliche Treue oberster Grundsatz. Die bei verderbten Stellen häufig unter dem Texte angebrachten bessern Lesarten aus andern Handschriften haben zum Zwecke, den Leser meiner Aufmerksamkeit zu versichern, und zu verhüten, daß auffallende Formen nicht etwa für Druckfehler angesehen werden.

Denn wie schœn und zierlich die Schriftzüge unserer Handschrift auch sind, von der Genauigkeit des Schreibers læßt sich weniger Lobeswerthes sagen. Öfter sind Worte oder gar ganze Zeilen ausgelassen, manche Stellen aus Misverständnis falsch geschrieben, andere wieder bis zur Sinnlosigkeit verderbt, wovon freilich Manches auf Rechnung der benützten Liederbücher gesetzt werden mag. Trotz dieser Fehler, die übrigens mehr oder weniger allen Liederhandschriften ankleben, bleibt sie dennoch eine hœchst wichtige Quelle; nur muß sie behutsam und vorsichtig gebraucht werden. Auf welche Weise dies geschehen müße, hat Lachmann mit gewohnter Meisterschaft in seinen Ausgaben des Walther und Wolfram gezeigt, und damit den Weg vorgezeichnet, den alle diejenigen zu verfolgen haben, die diese Hs. zu kritischen Bearbeitungen zu benützen gedenken.


  1. Dabei waren, wenn anders der beabsichtigte Gebrauch möglich werden sollte, einige Änderungen in den Reimen und der Orthographie nœthig.
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Verschiedene: Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart (Band IX). Stuttgart, 1844, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Literarischer_Verein_Stuttgart_IX_073.png&oldid=- (Version vom 11.11.2018)