Seite:Lucians Werke 0026.jpg

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verließ sie, sobald er das Bessere erkannt, ging zu mir über, und nun hörst du, wie er von allen Seiten gefeiert wird.“

13. „Und nun verzichte auf das Vorbild so großer und trefflicher Männer, verzichte auf die Aussicht, mit schönen Thaten, erhabenen Reden, und edlem Anstande zu glänzen, verzichte auf Ruhm und Ehre, auf Lobsprüche, Rang, Einfluß, Ehrenstellen, auf die allgemeine Achtung und Bewunderung, die du dir durch deine Beredtsamkeit und Einsicht erwerben würdest, und krieche in ein schmutziges Kleid, nimm ein knechtisches Aussehen an, führe Hebel, Meissel, Stemmeisen, Schlägel in den Händen, niedergebückt auf die Arbeit, an den Boden geheftet mit Leib und Seele, in jeder Hinsicht niederträchtig: nie wirst du dann dein Haupt frei tragen und zu einem männlichen Sinne dich erheben, sondern, nur auf die Arbeit denkend, wie sie ebenmäßig und wohlgestaltet werde, wirst du dich um das Ebenmaß und die Schönheit deines eigenen Wesens nicht das Geringste bekümmern, und dir selbst weniger Achtung als deinen Steinen erwerben.“

14. Noch sprach sie so, als ich, das Ende ihrer Rede nicht erwartend, aufsprang, jener unansehnlichen Handwerkerin den Rücken kehrte, und voller Freuden der Wissenschaft mich ergab; zumal da mir die Peitsche und die Mißhandlung wieder einfiel, womit ich von jener gleich im Beginne der Lehre begrüßt worden war. Die Verschmähte gerieth anfänglich in Zorn, ballte die Faust und knirschte mit den Zähnen: endlich aber erstarrte sie, wie die Niobe, und ward in einen Stein verwandelt. So seltsam Euch dieß vorkommen mag, so verweigert darum doch meiner Erzählung

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0026.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)