Seite:Lucians Werke 0053.jpg

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sie geißeln, wieder Andere, und zwar die Artigern unter ihnen, die ihnen mit einem Schabeisen eine glatte Haut geben lassen[1].

28. Nigrinus war der Meinung, in den Seelen müsse vielmehr jene Festigkeit und jener stoische Gleichmuth hervorgebracht werden; und wer Menschen aufs Beste erziehen wolle, müsse theils auf ihre natürliche Leibes- und Gemüthsbeschaffenheit, theils auf ihr Alter und ihre frühere Erziehung Rücksicht nehmen, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, an den Zögling Anforderungen über seine Kräfte gemacht zu haben. Denn man habe nicht wenige Beispiele, sagte er, von solchen, die in Folge von dergleichen unvernünftigen Anstrengungen gestorben seyen. Ich selbst habe einen Jüngling gesehen, welcher jene üble Behandlung gekostet hatte, aber sobald er richtigere Grundsätze vernommen, sich alsbald in die Schule des Nigrinus flüchtete, wo er sich augenscheinlich besser befand.

29. Von diesen Gegenständen kam er auf die Stadt zu sprechen, auf das Gewühl und Gedränge in derselben, auf die Theater, den großen Circus, die Wagenrennen[2], die verschiedenen Namen der Rennpferde, das ewige Schwatzen über dieselben auf allen Gassen u.s.w. Denn mit der Pferdewuth ist es dort in der That weit gekommen, da sie bereits auch viele Männer, die für sehr vernünftig galten, angefallen hat.


  1. Ohne Zweifel satyrische Anspielung auf gewisse Weichlinge unter den Philosophen damaliger Zeit, welche diese Sitte an sich beobachteten.
  2. ἀγῶνας, nach des Palmerius Vermuthung.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)