Seite:Lucians Werke 0194.jpg

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mehr auf vier Füßen geht, und wie Merkur wieder eine aufrechte stattliche Frauengestalt aus ihr gemacht hat?

Notus. Eine wunderbare Erscheinung, Zephyr. Hörner, Schwanz und gespaltene Füße sind auf einmal verschwunden, und die Kuh ist eine liebliche Jungfrau. Und siehe da: was kam den Merkur an? auch er hat sich verwandelt, aus dem Jünglings- ist ein Hunde-Kopf geworden?

Zephyr. Wir wollen nicht vorwitzig seyn: er muß am besten wissen, was er zu thun hat.


VIII. Arion.
Neptun. Die Delphine.

1. Neptun. Recht schön, ihr Delphine, daß ihr stets den Menschen so gut seyd. Schon in alten Zeiten habt ihr das Söhnchen der Ino, als es mit seiner Mutter von den Scironischen Felsen in’s Meer stürzte, aufgefangen, und auf den Isthmus gebracht. Und so eben war es wieder einer von euch, der den Sänger von Methymna dem Untergange entriß, den ihm die Schiffer zugedacht hatten, indem er ihn ergriff, und samt Sängergewand und Cither, nach dem Tänarischen Vorgebirge trug.

Delphin. Wundere dich nicht, Neptun, wenn wir den Menschen wohl wollen, da wir ja selbst aus Menschen Fische geworden sind.

Neptun. Ich verarge es auch dem Bacchus, daß er euch nach errungenem Siege verwandelte, da er euch, wie er mit Andern gethan, bloß zur Unterwerfung hätte nöthigen

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)