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IX. Helle.
Neptun. Amphitrite und andere Nereïden.

1. Neptun. Diese Meerenge, in welche das Mädchen gefallen, soll hinfort Hellespont heißen. Ihren Leichnam aber habt ihr Nereïden nach Troas zu bringen, wo ihn die Einwohner bestatten sollen.

Amphitrite. Nicht doch, Neptun! In diesem Meere, das von ihr den Namen führt, sollte sie von uns begraben werden. Uns jammert das Schicksal dieses Mädchens so sehr, das von seiner Stiefmutter die ärgsten Mißhandlungen erduldete.

Neptun. Es geht nicht an, Amphitrite; auch würde es sich überhaupt nicht schicken, wenn sie hier irgendwo unter dem Sande läge: sondern, wie gesagt, ihre Grabstätte soll in Troas oder auf dem Chersonnes seyn. Uebrigens wird es ihr zur Genugthuung gereichen, wenn Ino mit Nächstem das gleiche Schicksal haben, und von Athamas verfolgt sich, mit ihrem Sohne in den Armen, von der Höhe des Cithäron in das Meer stürzen wird.

Amphitrite. Aber diese werden wir dem Bacchus zu Gefallen retten müssen, dessen Säugamme und erste Erzieherin sie gewesen war.

2. Neptun. Das böse Weib verdiente es freilich nicht: doch finde ich es ebenfalls billig, Amphitrite, dem Bacchus hierin gefällig seyn.

Eine Nereide. Aber was stieß denn dieser Helle zu, daß sie von dem Widder herabfiel, während ihr Bruder Phryxus sicher und wohlbehalten davon reitet?

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0196.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)